Die Machthaber der DDR sahen in der Kinderliteratur eine "Waffe", die aus jungen Lesern begeisterte Sozialisten formen musse. Ein System umfassender Planung und Kontrolle sollte die Umsetzung dieser Vorstellung sichern. In den funfziger und sechziger Jahren glich die DDR-Kinderliteratur einer "padagogischen Provinz", in der nur zwei Handlungsmuster zulassig und mahnend erhobene Zeigefinger allgegenwartig waren. Ab den siebziger Jahren aber veranderten sich das von den Autoren vertretene Kindheitsbild, die verwendeten Gestaltungsmittel, die den Texten eingeschriebene Haltung zum real existierenden Sozialismus und die mit ihnen verbundene Wirkungsabsicht. Besonders deutlich zeigte sich der Wandel am Genre der Phantastik, wie Analysen von Wera Kuchenmeisters Die Stadt aus Spaß (1966) und Christa Kožiks Der Engel mit dem goldenen Schnurrbart (1983) verdeutlichen.