Sie ist eine der wichtigsten deutschen Autorinnen des 20. Jahrhunderts. Doch die Frau Brigitte Reimann ist nicht losgelost von der Schriftstellerin zu betrachten. Beim Lesen ihrer Werke, Tagebucher und Briefe wird schnell klar, wie facettenreich sie war. Sie kann eine Prosaarchitektin genannt werden, und ihr Schreiben entzieht sich jedem einfachen biografischen Erzahlen. Vielmehr gilt es, die Unentwirrbarkeit der Beziehung von Leben und Schreiben, die Erzahlebenen und Bewusstseinsschichten innerhalb ihres Werks zu beleuchten. Reimann erschließt sich Raume und bevolkert sie mit Menschen, die sie mit Biografien ausstattet, die Bruche aufweisen, Manner und Frauen, die in ausweglose Situationen geraten und um ihr Leben sprechen, wie auch die Schriftstellerin selbst um ihr Leben schreibt, das sie provisorisch nennt, und das viel zu fruh endet. Ingeborg Gleichauf erzahlt von der Sprachwelt Brigitte Reimanns, die ihr Zuhause nirgendwo hat und doch in einer bestimmten Zeit und einer bestimmten Gesellschaft angesiedelt ist.