Auszug: "In der tiefen Fensternische des lichterhellen Saals brannte nur eine einzelne Kerze auf silbernem Leuchter, den eine geflugelte Figur mit beiden Armen emporhielt. Der bescheidene Glanz wurde noch gedampft durch schattige Gewachse mit breiten Blattern und den letzten Bluten des Jahres, und eine schlanke Palme uberwolbte zierlich mit ihren leichten Zweigen den Eingang in die dammrige Laube. Zwei Sessel standen darin traulich einander gegenuber. Aber der eine war leer. In dem andern ruhte eine schlanke Frauengestalt, das Haupt auf die Hand gestutzt, die Augen geschlossen. Wer sie im Verdacht hatte, dass sie sich aus der muntern Gesellschaft in dies grune Versteck zuruckgezogen habe, um nur desto mehr bemerkt und aufgesucht zu werden, tat ihr Unrecht. Sie dachte durchaus nicht daran, wie zart das Helldunkel der Palme uber ihre schone Stirne fiel, wie weich und mondscheinhaft der Schein der Kerze in den Ringen ihres schwarzen Haares spielte. Noch auch benutzte sie, wahrend am andern Ende des Saals eine sanfte Madchenstimme zum Klaviere sang, die verstohlene Einsamkeit dazu, Gedanken nachzuhangen, wie sie wohl in der Sommerblute des Lebens hinter geschlossenen Augenlidern ihr Wesen treiben. Denn, um es kurz zu sagen: die Musik, der sie Anfangs mit halbem Ohr gefolgt war, hatte sie endlich wie ein mudes Kind in Schlaf versenkt."