Der mittellose, etwa dreißigjahrige Dichter Anton Farber, der bei Freunden auf dem Lande lebte, hatte sich soeben zum Nachmittagsschlaf auf sein Bett gelegt, als das jaulende Larmen der Hofhunde ihn mit einer Verwunschung hochfahren ließ. Kurzsichtig - das Glas lag neben ihm auf dem Stuhle - blinzelte er zum Fenster, pfiff einige Male gellend und ließ den Kopf wieder zwischen die Kissen fallen, mit einem Aufatmen in der plotzlich stark rauschenden Stille. Die Augenlider glitten kuhl herab, der Mund offnete sich ein wenig, die Glieder ruhten tiefer in den Polstern, und sacht verschwimmende Bilder flossen im Hirn -, als das Jaulen neu einsetzte und Farber vollwach auffuhr. "Auf dem Lande kommen die Tiere vor den Menschen, also, da sich das Viehzeug, scheint's, nicht beruhigen will, geh ich ein wenig spazieren? Ans Meer? Ans Meer!" An der Gartenpforte zogerte er, offnete sie, trat ein, und zwischen Gemusebeeten hindurch ging er den uberrasten Gang abwarts, bis dahin, wo er sich im Gewucher von Haseln, Schneeballstrauch, Holunder und anderm Wildgewachs verlor. Hier setzte er sich auf eine Bank und sann vor sich. Seine Hand tastete spielend nach manchem Zweig, riß ihn ab, entblatterte ihn. Er kaute darauf. Dann waren rote Beeren da, und er freute sich an ihnen. Seine Stirn runzelte sich unwillig. "Ich muß gehen", murmelte er und gab sich einen Ruck. Aber er war so mude. Er lehnte sich zuruck, ein bitterer Geschmack zog im Munde herum. Noch mehr Zweige, noch mehr Blatter, noch mehr Gekau. Was sollte das? Die reine Spielerei. "Nein, ich muß gehen." Dann war ihm, als klafften die Hunde wieder, aber so fern, so fern ... Dann ... Und nun ging er wirklich. Seit die letzten Hocken eingefahren sind, ist die Landschaft weit geworden, ausgeraumt. Die verstreuten Hofe liegen endlos voneinander entfernt, jeder in seinem windbewegten Baumhorst von einer Eigenschicht durchsonnter Luft umgeben, und der dunkle Waldstreif am Horizont wird durch die Landweite der geschalten Felder und die Wolkenballungen uber den Wipfeln niedrig und weltenfern gemacht. "Vielleicht wird es schon dunkeln, wenn ich an den Strand komme. Am Rand der Dunen auf der Konig-Lear-Heide will ich liegen", beschloß Farber, der rasch querfeldein ging. Kein Mensch begegnete ihm. Der Wind blies ihm das beruhigt tiefe Summen vieler Dreschmaschinen bald nah, bald fern ins Ohr, er hatte den kleinen Hundsarger vergessen und pfiff munter vor sich hin. Nun war der Wellenschlag zu horen, allein, dann vermischt ...