Vergangenheit gibt es fur Silvia nicht, und folglich auch nicht fur ihre Tochter Ayleen. Doch die 17-Jahrige findet sich nicht langer damit ab, dass alles, was vor ihrer Geburt liegt, hinter dem unverbindlichen Lacheln Silvias verborgen bleibt.
Ayleen, die in der Freizeit bei einem Geothermie-Projekt arbeitet, beginnt die Vergangenheit abzutragen. Unerbittlich bohrt sie in die Tiefe, legt Vaterspuren frei, die auf den afrikanischen Kontinent und zu den Abgrunden schweizerischer Fluchtlingspolitik fuhren, folgt Mutterspuren ins Herz des Schweizer Gesteinsmassivs und dringt zu jenem Tag in Silvias Leben vor, der am Anfang der Geschichtsausloschung stand.
Wie Bohrproben schichtet Ayleen die freigelegten Fragmente aufeinander. Das Ringen um Geschichte beziehungsweise Geschichtslosigkeit zwischen Mutter und Tochter wird immer verbissener und kulminiert in einer Auseinandersetzung, die zu einem Zugestandnis oder zur Neuerfindung der eigenen Geschichte fuhren muss.