Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediavistik, Note: 1,7, Freie Universitat Berlin, Veranstaltung: Erzahlstrategien im hofischen Roman, 26 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Aus verschiedenen Quellen kennen wir das erzahlte Erzahlen: Konig Artus pflegte sich erst an seine Tafelrunde zu setzen, wenn zuvor eine Aventiure erzahlt worden war; Kalogrenant erzahlt nach dem Pfingstmahl uber sein missglucktes Brunnenabenteuer; Eneas, der Aufforderung Konigin Didos folgend, vom Fall Trojas. Bereits in der Antike ist das erzahlte Erzahlen ein Mittel der Verbildlichung: Die Darstellung des Schildes von Achilles nimmt bei Homer einen beachtlichen Teil des Textes der Ilias ein. Die Bilddarstellungen werden lebendig, indem sie zu Geschichten werden. Die Dichter des Mittelalters orientieren sich jedoch nicht so sehr an der Antike, vielmehr an der lateinischen Schreibkunst, vornehmlich an Vergil. Diese legt weniger Wert auf die Beschreibung von Bildern, das erzahlte Erzahlen wird eher fur das Schaffen einer Ruckblende genutzt. Die erzahlten Bilddarstellungen sind deswegen in der mittelalterlichen Epik nicht sehr haufig anzutreffen. Die Ruckblende ist um so haufiger zu beobachten: So erfahrt man bei Vergil (und bei der spateren Bearbeitung im Eneas) zuerst die Geschichte der Flucht aus Troja, dann erst die Erzahlung uber ihren Fall. Es ist uns bisher fast ganzlich unbekannt, wie sich literarische Erzahlsituationen am Hofe vollzogen haben und ob sie uber den Einzelfall hinaus verallgemeinert werden durfen. Joachim Bumke fasst die Forschungsunsicherheit in einem Satz zusammen: 'Am besten bezeugt ist der Vortrag epischer Werke auf den großen Hoffesten.' (Joachim Bumke: Hofische Kultur. Literatur und Gesellschaft im hohen Mittelalter. Munchen 1986) Das ist unbestreitbar, jedoch ist die Behauptung mit Vorsicht zu genießen, da die Belege meist aus narrativen Kontexten stammen und daher auf ihre Fiktionalitat zu prufen sind. Was fur die Erzahlsituation gilt, gilt auch fur ihren Rahmen: Die Form solcher Hoffeste bleibt ebenso im Dunkeln. Was, wie und wem wird erzahlt? Die denkbaren Moglichkeiten reichen vom Vorlesen bis zur Improvisation; von Maren bis zu Epik; von einem großen Publikum bis zum Erzahlen/Vorlesen in einer Partnersituation. Es gilt also, die Funktion des erzahlten Erzahlens in mittelalterlicher und fruhneuzeitlicher Literatur auszumachen. Dabei sollen epische Texte, Maren aber auch Bildbeschreibungen und Illustrationen als Untersuchungsobjekte dienen.