Bachelorarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Ludwig-Maximilians-Universitat Munchen, Sprache: Deutsch, Abstract: Ganze 50 Jahre lang begleitet die Thematik des Schimmelreiter-Stoffes Theodor Storm. Schon 1838 stoßt der 21-jahrige Student auf eine Deichsage mit dem Titel 'Der gespenstige Reiter. Ein Reiseabentheur'. Die Geschichte ist in 'Pappes Hamburger Lesefruchten' gedruckt worden und war eine Übernahme aus der Zeitschrift 'Danziger Dampfboot'. Die Erzahlung schildert eine Begegnung eines Kaufmannes mit einem unheimlichen Reiter auf einem weißen Pferd. In der sogenannten Wachtbude wird der Ich-Erzahler uber die sonderbare Erscheinung aufgeklart: Ein 'einsichtsvoller und allgemein beliebter Mann aus ihrer Mitte [bekleidete] das Amt eines Deichgeschworenen'. Wahrend seiner Amtszeit bricht jedoch eines Tages der Deich. Voller Verzweiflung 'druckt [er] seinem Schimmel die Sporen in die Seiten, ein Sprung - und Roß und Reiter verschwinden in den Abgrund. - Noch scheinen beide nicht Ruhe gefunden zu haben, denn sobald Gefahr vorhanden ist, lassen sie sich noch immer sehen.' Was sich zunachst wie der Schluss des Schimmelreiters selbst anhort, ist der Anstoß fur Storms beruhmteste und zugleich letzte Novelle. [...] Storm nimmt kurz vor der Publikation seines Werkes eine Veranderung vor: Er streicht 'wahrend der Arbeit an der Korrektur, genau: zwischen dem 24. Februar und 10. Marz 1888'11 eine kleine Szene aus dem Schluss. In einem Brief an den Verleger schreibt Storm, dass die Szene 'zu sehr aus der Stimmung fiel'.[...] Fast 100 Jahre bleibt der ursprungliche Schluss unbemerkt. [...] Zu Beginn werden die verschiedenen Quellenangaben und Motive beleuchtet, um die unterschiedlichen Erzahler einschatzen und damit den Wahrheitsgehalt ihrer Aussagen beurteilen zu konnen. Anschließend werden die beiden wichtigsten Motive, die Schimmelreitergestalt selbst und die Thematik des Deichopfers genauer beleuchtet, um so Storms Spiel mit Aberglaube und Vernunft, welches sich in den Erzahlern und im Originalschluss widerspiegelt, aufzuzeigen. Danach werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede des Originalendes und des veroffentlichten Schlusses festgehalten. Erst daraufhin kann man sich der Ausgangsfrage nahern. Um die Streichung moglichst genau erlautern zu konnen, mussen zur Differenzierung beide Seiten betrachtet werden: Grunde fur die Tilgung aber auch Grunde fur die Beibehaltung der Schlussszene.