Studienarbeit aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Literaturwissenschaft - Allgemeines, Note: 1,3, Universitat Bielefeld, Sprache: Deutsch, Abstract: In der Geschichte gab es immer wieder Kontroversen uber die Beschaffenheit von Literatur: Im 17. Jahrhundert war es Charles Perrault, der die damals herrschende Autoritat der antiken Schriftsteller angriff und ihnen nicht nur einen unabhangigen Wertanspruch, sondern eine Überlegenheit der neuzeitlichen franzosischen Literatur entgegenstellte. Um Perraults Aussagen entwickelte sich in der Folge ein Streit, der als Querelle des Anciens et des Modernes bekannt geworden ist. Die Kontroverse wurde in verschiedenen Formen immer wieder aufgenommen, so auch in den verschiedenen Naturalismus- und Realismusdebatten des 19. Jahrhunderts bis hin zur Expressionismusdebatte der 1930er Jahre. Jeweils standen sich dabei Parteien gegenuber, die gewisse Vorstellungen davon hatten, was Literatur zu leisten hat und wie sie zu gestalten ist. In eben dieser Tradition steht der Zurcher Literaturstreit aus dem Jahr 1966. Er entzundete sich an einer Rede von Emil Staiger, die er anlasslich der Entgegennahme des Literaturpreises der Stadt Zurich hielt. In seinem Vortrag Literatur und Öffentlichkeit formulierte Staiger dabei seine Forderungen und Erwartungen an Literatur und provozierte damit eine ganze Generation von Schriftstellern und Literaturwissenschaftlern. Zusammengefasst unterstreicht Staiger die Verantwortung des Schriftstellers gegenuber der Öffentlichkeit und postuliert, die moderne Literatur habe weder asthetischen noch ethischen Wert. Schon wenige Tage spater folgten Reaktionen in der Presse. In der vorliegenden Arbeit wird untersucht, welche Erwartungen an Literatur von den verschiedenen Parteien gestellt werden. Dazu soll analysiert werden, welche Wertmaßstabe die Kritiker und Befurworter der Rede an Literatur anlegen und mit welchen Argumenten sie ihre Standpunkte verteidigen. Von zentralem Interesse ist die Frage, welche Folgen die Kontroverse hatte und welche Bedeutung ihr innerhalb der damaligen und heutigen Literaturwissenschaft zukommt. Wichtig dafur ist u. a. die Frage, was die Grunde dafur waren, dass der Streit ? selbst in nicht-wissenschaftlichen Kreisen - fur enormes Aufsehen sorgte. Wie erwahnt, gab es eine Vielzahl an Reaktionen auf die Rede Staigers. Es ist unmoglich, alle Beitrage im Rahmen dieser Arbeit zu berucksichtigen. Zur Untersuchung werden deshalb nur einige der zeitlich unmittelbaren Kommentare herangezogen. Die Texte wurden so ausgewahlt, dass ein moglichst reprasentativer Überblick uber die verschiedenen Standpunkte gegeben ist.