Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Heinrich-Heine-Universitat Dusseldorf, Sprache: Deutsch, Abstract: 'Marinetti hat endlich den letzten Schritt getan und eine Religion gegrundet. In einem Manifest, naturlich, seinem zwanzigsten oder hundertsten, ich weiß es nicht.' Auf diese Art und Weise kommentiert René Schickele 1916 in den Weißen Blattern eine italienische Avantgardebewegung - den Futurismus. Der spottische Grundtenor jener Aussage ist offensichtlich, doch ist er auch exemplarisch fur die allgemeine Futurismusrezeption der zeitgenossischen deutschen literarischen Avantgarde? Wie und von wem wurden die Werke der italienischen Futuristen dem deutschen Publikum uberhaupt zuganglich gemacht? In welchen Punkten lassen sich Beruhrungspunkte finden; wo nur ablehnende Kritik? Diese Fragen sollen im Laufe der vorliegenden Arbeit beantwortet werden. Um uberhaupt ein Verstandnis von der Radikalitat der Umwalzung - der Revolution aller Kunste - zu erlangen, erweist es sich als sinnvoll, zunachst die Anfange des italienischen Futurismus ab 1909 naher zu betrachten. Welche gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen motivierten die Genese des Futurismus? Was forderten die um den Initiator der Bewegung, Filippo Tommaso Marinetti, gruppierten Kunstler und welches waren ihre Mittel, diesen Forderungen Ausdruck zu verleihen? Eine Analyse der wichtigsten Manifeste gibt Antwort auf beide Fragen zugleich. Hierbei sollen vornehmlich die grundlegenden Publikationen Marinettis Manifest des Futurismus von 1909, Technisches Manifest der futuristischen Literatur von 1912 und Zerstorung der Syntax. Drahtlose Phantasie. Befreite Worte. von 1913 im Zentrum der Untersuchung stehen. Nach der Darstellung dieser theoretischen sowohl ideologischen als auch technischen Grundlagen verlassen wir Italien und ziehen mit den italienischen Kunstlern nach Deutschland, in das Berlin des Jahres 1912 - zur zweiten von Herwarth Walden organisierten Ausstellung in der Sturm-Galerie. Der unvermeidbare Diskurs, der durch eine Konfrontation zweier Avantgardebewegungen evoziert wird, i.e. der Expressionismus und der Futurismus, soll im dritten Teil dieser Arbeit geschildert werden. [...] Im letzten Teil der Arbeit soll anhand zweier Beispiele - Alfred Doblin und Johannes R. Becher - aufgezeigt werden, wie der italienische Futurismus durch die Generation des expressionistischen Jahrzehnts aufgenommen bzw. revidiert wurde.
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