Die Gotter im Exil ist ein Werk von Heinrich Heine, welches jeder Kategorie strotzt. Ein spannendes Werk nicht nur fur Heine-Fans, welches der Frage nachgeht, was aus alten Gottheiten wurde. Reinlesen: Schon in meinen fruhesten Schriften besprach ich die Idee, welcher die nachfolgenden Mitteilungen entsprossen. Ich rede namlich hier wieder von der Umwandlung in Damonen, welche die griechisch-romischen Gottheiten erlitten haben, als das Christentum zur Oberherrschaft in der Welt gelangte. Der Volksglaube schrieb jenen Gottern jetzt eine zwar wirkliche, aber vermaledeite Existenz zu, in dieser Ansicht ganz ubereinstimmend mit der Lehre der Kirche. Letztere erklarte die alten Gotter keineswegs, wie es die Philosophen getan, fur Schimaren, fur Ausgeburten des Lugs und des Irrtums, sondern sie hielt sie vielmehr fur bose Geister, welche durch den Sieg Christi vom Lichtgipfel ihrer Macht gesturzt, jetzt auf Erden, im Dunkel alter Tempeltrummer oder Zauberwalder, ihr Wesen trieben und die schwachen Christenmenschen, die sich hierhin verirrt, durch ihre verfuhrerischen Teufelskunste, durch Wollust und Schonheit, besonders durch Tanze und Gesang, zum Abfall verlockten. Alles was auf dieses Thema Bezug hat, die Umgestaltung der alten Naturkulte in Satansdienst und des heidnischen Priestertums in Hexerei, diese Verteuflung der Gotter, habe ich sowohl im zweiten wie im dritten Teile des »Salon« unumwunden besprochen, und ich glaube mich jetzt um so mehr jeder weitern Besprechung uberheben zu konnen, da seitdem viele andre Schriftsteller, sowohl der Spur meiner Andeutungen folgend, als auch angeregt durch die Winke, welche ich uber die Wichtigkeit des Gegenstandes erteilt, jenes Thema viel weitlaufiger, umfassender und grundlicher als ich behandelt haben. Wenn sie bei dieser Gelegenheit nicht den Namen des Autors erwahnt, der sich das Verdienst der Initiative erworben, so war dieses gewiß eine Vergeßlichkeit von geringem Belange. Ich selbst will einen solchen Anspruch nicht sehr hoch anschlagen. In der Tat, es ist wahr, das Thema, das ich aufs Tapet brachte, war keine Neuigkeit; aber es hat mit solchem Vulgarisieren alter Ideen immer dieselbe Bewandtnis, wie mit dem Ei des Kolumbus. Jeder hat die Sache gewußt, aber keiner hat sie gesagt. Ja, was ich sagte, war keine Novitat, und befand sich langst gedruckt in den ehrwurdigen Folianten und Quartanten der Kompilatoren und Antiquare, in diesen Katakomben der Gelehrsamkeit, wo zuweilen mit einer grauenhaften Symmetrie,