Das vierte Gebot, getragen von der herkommlichen Moral, verlangt von uns, unsere Eltern zu ehren und zu lieben, auf daß wir so die versteckte Drohung lange leben. Dieses Gebot der Ehr-Furcht beansprucht universelle Gultigkeit. Wer es befolgen will, obwohl er von seinen Eltern einst mißachtet, mißhandelt, mißbraucht wurde, kann dies nur, wenn er seine wahren Emotionen verdrangt. Gegen diese Verleugnung und das Ignorieren von unbewaltigten Kindheitstraumata revoltiert indes der Korper haufig mit schweren Erkrankungen. Wie diese entstehen, zeigt Alice Miller, die Autorin des Welterfolgs Das Drama des begabten Kindes, in ihrem neuen Werk. In all ihren Buchern hat sich Alice Miller mit der Verleugnung des Leidens in der Kindheit auseinandergesetzt. In Die Revolte des Korpers schildert sie nun die Konsequenzen, die die Abspaltung starker und wahrer Emotionen fur den Korper hat. Das Buch handelt von dem Konflikt zwischen dem, was wir fuhlen und was unser Korper registriert hat, und dem, was wir fuhlen mochten, um den moralischen Normen zu entsprechen, die wir seit jeher verinnerlicht haben. Diese psychobiologische Gesetzmaßigkeit enthullt Alice Miller im ersten Teil des Buches anhand der Lebenslaufe zahlreicher Schriftsteller wie Schiller, Joyce, Proust oder Mishima. Die beiden folgenden Teile weisen Wege auf, die aus dem Teufelskreis des Selbstbetrugs hinausfuhren und auch eine Befreiung von Krankheitssymptomen, den Appellen des Korpers, ermoglichen konnen.