Es ist das Jahr 1945. Eine dumpfe schwere Dunstglocke liegt uber der Stadt Donaublau, wo die schwangere Berta die Ruckkehr ihres Verlobten von der Front erwartet. Doch statt Rudolf tritt sein Freund Wilhelm ins Zimmer und uberbringt Berta die Nachricht von dessen Tod, die sie nur mit einem »So, so« quittiert. Sie heiratet stattdessen den Kriegsheimkehrer, einen »wurdigen Reprasentanten seiner Nation«, Chauffeur und »Geh-her-da«, und bekommt mit ihm ein zweites Kind, eifersuchtig beaugt von ihrer Freundin Wilhelmine. Aber das Leben erscheint Berta zunehmend wie ein boser Traum, die Schwerkraft der Verhaltnisse zwingt alle zu Boden, besonders die kleinen und ganz kleinen Leute, versehrt und wortarm, bis Berta keinen Ausweg mehr sieht und ihre Kinder im verzweifelten Versuch, sie dem Zugriff der Umwelt zu entziehen, im Schlaf erstickt. Erst in einer psychiatrischen Anstalt findet sie Schutz vor der »Wunde Leben«. »Marianne Fritz war ein Genie«, schrieb Marlene Streeruwitz nach dem Tod der osterreichischen Schriftstellerin. In ihrem preisgekronten Debutroman von 1978 blickt sie voller Mitleid und Humor auf den stillen Lachler Wilhelm, die berechnende Wilhelmine und auf Berta, eine kleinburgerliche Medea, die mit leiser, zerstorerischer Kraft gegen die Enge und die zernichtende Gewalt der Nachkriegsordnung aufbegehrt. Ein waghalsiges, virtuoses, besturzendes Buch.