Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Geschichte Europa - Deutschland - Nationalsozialismus, II. Weltkrieg, Note: 1,3, Universitat Potsdam (Historische Fakultat), Veranstaltung: Judischer Widerstand unter NS-Herrschaft, 21 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Es ist bekannt dieses Bild, das zur Zeit im Judischen Museum zu Berlin (Kreuzberg) hangt: Ein 34jahriger judischer Geschaftsmann ist darauf zu sehen, mit dem Eisernen Kreuz am Revers, vor seinem Kolner Laden am Marsilstein 20; direkt davor ein SA-Posten und ein Mann in Zivil, der sich dem Geschaft nahert und mit dem Rucken zum unbekannten Fotografierenden steht. Richard Stern wollte Jude und Deutscher zugleich sein. Als er am 1. April 1933 dem Boykott judischer Geschafte durch die Nationalsozialisten entgegentrat, demonstrierte er dadurch seinen Anspruch auf ein gleichberechtigtes Leben in der Mitte der deutschen Gesellschaft, indem er ostentativ auf seinen Einsatz im Ersten Weltkrieg hinwies. Sein Beispiel zeigt, dass nicht alle Juden mit der nationalsozialistischen Machtubernahme ihr Verhalten ohne Widerspruch den Erwartungen der neuen Machthaber anpassten. Dabei diente ihm das Eiserne Kreuz II. Klasse, die kronende Auszeichnung eines loyal getragenen Militardienstes, als Burgschaft fur eine erfolgreiche Integration in die deutsche Gesellschaft: Fur ihn, den Patrioten, war demzufolge unbegreiflich, dass unter der Hitler-Regierung plotzlich all seine Verdienste um das Vaterland nichts mehr gelten sollten. Und sein Schicksal ist nur eines von vielen: 'Das Leben Richard Sterns zeigt [...] exemplarisch den Weg der Deutschen judischen Glaubens in die Schoah.' (Corbach). In der folgenden Abhandlung soll sich Richard Stern und seinem Protest genahert werden, wobei dargelegt wird, aus welcher Motivation heraus und vor welchem Erfahrungshintergrund seine Handlungen zu verstehen sind, erscheinen sie doch dem heutigen Betrachter angesichts der Kenntnis um den spateren Verlauf der Geschichte vielmehr als wahnwitzig oder als sinnlos, angesichts des Wissens um die Totalitat des immer rassisch und nie nationalpatriotisch begrundeten Antisemitismus der Nationalsozialisten. Zur Bearbeitung des Themas werden neben einer historischen Einordnung dieses Mannes und der Inhalte seines Aufbegehrens auch die Denkfundamente erhellt, die ihm Legitimation und Rechtmaßigkeit versprachen, sowie der Wandel in seinem Selbstverstandnis nach seinem Protest.