Kommt dem Dirigieren performative Qualitat zu? Handelt es sich um einen theatralen Akt, einen Tanz am Pult, der selber asthetischen Wert besitzt und sich nicht auf die Funktion bloßer Zeichengebung fur das Orchester reduzieren lasst? Geht es (auch) darum, die unsichtbaren Tone und Tonfolgen durch Gesten sichtbar zu machen, ihnen buchstablich einen Korper zu leihen? Und in welchem Verhaltnis stehen die Gesten wiederum zu jener Interpretation, die ihnen als horbares Resultat entspringt? Diese und andere Fragen bilden den Fokus des vorliegenden Bandes, der sich dem Phanomen des Dirigierens sowie der Figur des Dirigenten und der Dirigentin vom Mittelalter bis zur heutigen Zeit widmet. Er versammelt historische, systematisch-empirische und kulturwissenschaftliche Beitrage an der Schnittstelle verschiedenster Disziplinen, gebundelt unter der Denkfigur, dass der stumme Luftsortierer nicht nur als Regisseur musikalischer Verlaufe fungiert, sondern in gewisser Weise auch als ihr Darsteller. Die titelgebenden DirigentenBilder implizieren dabei eine doppelte Perspektive. Auf der einen Seite stehen die vom Dirigenten selbst hervorgerufenen Bilder: Welche kinetischen Visualisierungen von Musik sind mit deren gestischer Umsetzung beim Dirigieren verbunden, und wie gestaltet sich die Beziehung zwischen dem Korper des Dirigenten und dem Klangkorper des Orchesters? Auf der anderen Seite sind aber auch diejenigen Bilder Images relevant, die sich von der traditionsreichen Figur des Maestro im kulturellen Gedachtnis gespeichert haben: Welche Funktionen wurden dem Dirigenten zugesprochen, wie haben sich die Vorstellungen und Klischees uber ihn im Laufe der Zeit verandert, und welchen Einfluss ubten die sich wandelnden Formen der medialen Inszenierung aus, von der Karikatur bis zum Film?