Es war die Schuld, die mich von zu Hause fortgetrieben hat, obwohl ich in meinem ganzen Leben noch keinen Tag woanders gewesen war. Die Schuld ist es auch, die mich nach Hause zuruckgeholt hat, weil ich weiß, dass ich nicht die Einzige bin, die mit der Vergangenheit zu kampfen hat. Womit ich nicht rechnete, war der Schmerz. Ich dachte, ich hatte ihn und alles hinter mir gelassen, fest in meinen Erinnerungen verschlossen, sodass es sich nur nachts in meine Traume schleicht. Aber jetzt weiß ich, dass ich mir in den letzten Jahren nur etwas vorgemacht habe. Niemals werde ich ihn vergessen. Niemals wird die Wunde heilen, die er in mein Herz geschlagen hat. 'Ja, Vera, du hast recht, ich habe nicht die geringste Ahnung von dem, was in deinem Kopf vorgeht. Verschwinde nur, geh. Duke ist nicht dein Pferd, also was kummert es dich, was mit ihm passiert? Soll er doch verrecken, nicht wahr? Hauptsache, du kannst dich raushalten. Geh nur, verkriech dich unter deiner Bettdecke. Bemitleide dich selbst. Stefan hatte recht, du hast dich verandert.' Liebe hinterlasst tiefe Spuren, und im Grunde meines Herzens weiß ich, dass ich ihm nicht gerecht werde. Er hatte nicht gewollt, dass ich mit dem Reiten aufhore. Er hatte nicht gewollt, dass ich aus meinem Leben fluchte. Er hat mir all sein Vertrauen geschenkt, und ich habe es gleich mehrmals gebrochen. Werde ich mir das je verzeihen konnen?
Kerstin Rachfahl, geboren in Stuttgart schreibt seit 2011. Sie studierte internationale Betriebswirtschaft, arbeitet u.a. als Controllerin in einem Verlag und grundete 1991 mit ihrem Mann ihr IT-Unternehmen. Von 2012 bis 2016 zahlte sie zu den wenigen deutschen Frauen, die mit dem MVP-Award (Microsoft most valueable Award) ausgezeichnet worden sind. Seit 1996 lebte Kerstin Rachfahl mit ihrer Familie in Hallenberg. Mehr uber die Autorin auf ihrer Webseite: Kerstin-Rachfahl.