Hugo von Hofmannsthals "Rosenkavalier" wurde 1911 in Dresden uraufgefuhrt. Freuds Hauptwerk, "Die Traumdeutung", erschien 1900 in Wien. Hofmannsthal gibt vor, eine Tradition fortzusetzen, die er in Wirklichkeit auf den Kopf gestellt hat und hinter sich lasst. Es ist die Tradition eines hochzivilisierten Europa, die zwar dekadent geworden war, aber in Hofmannsthals Kreisen war auch die Dekadenz modisch und willkommen. Das 18. Jahrhundert, das er sich ertraumte, war eine Übergangszeit. Doch war sich Hofmannsthal wohl bewusst, dass historische Fiktionen keine Rekonstruktionen, sondern Interpretationen sind und sein mussen. In seinem "Ungeschriebenen Nachwort zum Rosenkavalier" heißt es: "Es konnte scheinen, als ware hier mit Fleiß und Muhe das Bild einer vergangenen Zeit gemalt, doch ist dies nur Tauschung und halt nicht langer dran als auf den ersten fluchtigen Blick. Die Sprache ist in keinem Buch zu finden, sie liegt aber noch in der Luft, denn es ist mehr von der Vergangenheit in der Gegenwart, als man ahnt " Dieser letzte Nebensatz konnte auch ein Leitsatz der zu seiner Zeit neuen Wiener Wissenschaft, der Psychoanalyse, sein