Die offentliche Erinnerungskultur im 19. und 20. Jahrhundert war in Deutschland, so auch in Kellinghusen, im weitaus uberwiegenden Maße gepragt von einer chauvinistischen Heldenverehrung der in den Kriegen umgekommenen deutschen Soldaten. Derartige Erinnerungsstatten waren zu Beginn des Jahrtausends an mindestens sieben Orten des jetzigen Stadtgebietes der Stadt Kellinghusen zu finden. Deshalb ist es nicht verwunderlich, wenn nicht erinnert wird an die durch die Kriege erlittenen und oftmals lebenslang zu ertragenen korperlichen Leiden oder die in ihrer Seele zerbrochenen Menschen. Erst im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts begann eine breitere Bevolkerungsschicht diese Art der Erinnerungskultur in Frage zu stellen. Eine als Friedensbewegung zunachst diffamierte oder bestenfalls belachelte Gruppierung gewann in der Aufarbeitung der Vergangenheit ab 1980 immer starker an Bedeutung. Die 2007 von der Kellinghusener Burgerinitiative, Stadtwege zur Mitmenschlichkeit, errichtete Friedensstele soll fur den Wunsch nach Frieden Sinnbild sein. Sie besteht aus 9 Findlingen, sieben Buchstabensteinen und einem Kopf- und Bodenstein. Die Buchstaben stellen sich, von oben nach unten gelesen, zum Wort Frieden zusammen. Die Stolpersteine des Kolner Kunstlers Gunter Demnig weisen ebenfalls auf eine Veranderung innerhalb der Erinnerungskultur hin. Die Stolpersteine erinnern an die Opfer der nationalsozia-listischen Tyrannei. Jeder der in Fußwege eingebetteten Gedenk-steine ist einem Menschen gewidmet, der durch nationalsozia-listische Gewalt zu Tode kam. Demnig will dem Vergessen etwas entgegensetzen und an die Namen der Opfer erinnern. Er will das Ausmaß der damals begangenen Graueltaten ins Alltagsbewusstsein der Gesellschaft bringen und verdeutlichen, dass die Verbrechen auch in der eigenen Nachbarschaft geschahen. In Kellinghusen waren die Opfer Otto Fabian, Otto Linke, Otto Ralfs, Piotr Skirmunt, Stanislaw Burny, Stanislaw Zbrog, Johannes Claus Cordes und Ferdinand Berndt. Die Stolpersteine ermog-lichen es, die Geschichte in ihrer menschlichen Tiefe zu erfassen, damit sie unmittelbar in unser praktisches Handeln einwirkt. Angesichts der schrecklichen rassistischen Taten der jungsten Zeit ist dies wichtiger denn je. Die Erinnerungen konnen und mussen uns wachhalten, um Menschenrechte, Freiheit, Demokratie und den Frieden zu schutzen.