Mit Geschwistern verbindet man die Vorstellung von tiefer Verbundenheit, aber auch von Rivalitat. Sie sind in Mythologie und Marchen, in Biografien, Romanen und Filmen allgegenwartig. In erstaunlichem Kontrast zur taglichen Lebenserfahrung und zur kulturellen Gewichtung wurden Geschwisterbeziehungen bis in die 1980er Jahre beinahe vollstandig aus dem psychoanalytischen Diskurs ausgeblendet oder auf ein negatives Potenzial reduziert. Diesem Desiderat setzt Hans Sohni eine psychoanalytische Entwicklungspsychologie lebendiger Geschwisterbeziehungen entgegen und bezieht familientheoretische, Entwicklungs- und praventive Ansatze ein. Er fasst den Geschwisterstatus als eigenstandige Lebenserfahrung, beleuchtet dessen Einfluss auf die Personlichkeitsentwicklung und untersucht die Dynamik von Abgrenzung und Bezogenheit. Sohni zeigt auf, welche Moglichkeiten die Berucksichtigung der Thematik in verschiedenen Therapiesettings bietet.