Essay aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Soziologie - Individuum, Gruppe, Gesellschaft, Note: 1,3, Otto-Friedrich-Universitat Bamberg, Veranstaltung: Handlungstheorien, Akteurmodelle, 9 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Auch wenn Gesellschaft durch das Zusammenwirken jeder neuen Handlung mit einer anderen in jedem Moment aufs neue erzeugt wird, so weisen soziale Effekte doch uberraschend stabile Strukturregelmaßigkeiten des Handelns auf, die allein durch auf jede neue Situation rational angepasstes kalkuliertes Verhalten nicht erklart werden konnen. Die soziale Realitat muss also in gewissem Maße handlungsleitende Autoritat besitzen, was streng genommen fur das Handeln bedeuten kann, nur mehr lediglich der Ort zu sein, an dem sich Gesellschaft reproduziert. Das Soziale stellt nicht mehr nur Bedingungsfaktor von Handlungen, sondern eine eigenstandige, emergente Einheit dar, die ihrerseits pragenden Einfluss auf die Handlungsebene besitzt. Das dieses Verstandnis von Gesellschaft betonende Akteurmodell der Soziologie ist das des homo sociologicus. Dem homo sociologicus wird durch 'die Tatsache, dass (...) in gegebenen Situationen mit regelmaßig wiederkehrendem Handeln gerechnet werden kann, [und] das Handeln fur die Personen dadurch wechselseitig erwartbar und berechenbar ist' (Munch 2002: 294), Handlungssicherheit vermittelt. Diese Tatsache ist gleichbedeutend mit einer stabilen sozialen Ordnung, welche in gewissem Licht auch als eine die individuelle Handlungsfreiheit einschrankende Quelle des Zwangs gesellschaftlicher Regeln und Institutionen gesehen werden kann. Auf jeden Fall jedoch lasst sich bis jetzt festhalten, dass kollektive Wirkungen individuelle Handlungen zur Basis haben, dass aber andererseits nicht vollig willkurlich und planlos ablaufendes oder lediglich zufallig aufeinander abgestimmtes Handeln eine minimal unabhangig existente Wirkung sozialer Tatbestande erfordert. Individuelles Handeln und Gesellschaft sind also zwar analytisch zu trennende, in der sozialen Realitat aber zwei unauflosbar miteinander verschrankte Tatsachen, um mit Novalis bzw. Sigmund Freud zu sprechen: 'Jeder Mensch ist eine kleine Gesellschaft', und 'jede Gesellschaft ist ein umfangreicher Mensch' (Schafers 2002: 29).