Dies ist die Geschichte Jirmijahs aus Anathot, des Propheten Jeremias also, aber es ist zugleich ein Meneteckel, ein Mahnwort gegen alle unverantwortlich herrschende Gewalt. Franz Werfel hat den Roman vom Leben und Leiden des großen Propheten eingebettet in eine Rahmenhandlung aus der Zeit der Entstehung des Romans, 1936, und ihn damit weit uber das religiose Thema hinausgehoben; er hat der als Imperativ wirkende Titel verdeutlicht das in einer Zeit totalitarer Herrschaft in Deutschland einen verschlusselten Aufruf verfaßt, Widerstand zu leisten, aufzubegehren gegen die Staatsgewalt, gegen Selbstsicherheit und Selbstzufriedenheit der Machtigen.
So gesehen wird der Nebukadnezar des Romans leicht mit Adolf Hitler vergleichbar, werden die Leiden Jeremias' als die der Juden Deutschlands verstanden, wird die Zerstorung Jerusalems und des Tempels 586 v. Chr. als apokalyptisches Bild fur die Zukunft Europas zur Zeit des Nationalsozialismus erkennbar. Werfel reagierte mit diesem Bekenntnis aber auch zugleich auf Vorwurfe gegenuber seiner, des Juden, offen geaußerter Sympathie fur das katholische Christentum wie gegenuber der Tatsache, daß er zu den Aktivitaten der neuen Machthaber in Deutschland lange geschwiegen hatte.