Welches Bild vom Krieg entsteht in den Kopfen von Kindern, die ihn miterlebt haben? Wie spiegelt sich der Irrsinn des Kriegs in verschwommenen Kindheitserinnerungen und wie formen diese wiederum die Orte, an denen wir leben? Welche Rolle spielt dabei das Gefuhl der Angst in der literarischen Darstellung? Raffaella Mare betrachtet die Thematisierung des Angstgefuhls in den Kriegsschilderungen von Saša Staniši, Maja Haderlap und Melinda Nadj Abonji. Ausgehend von Michail Bachtins Theorie des Chronotopos analysiert sie dabei raumliche und zeitliche Dimensionen der traumatischen Erzahlungen. Ziel der Autorin ist es, damit das Motiv der Angst speziell in Bezug zum ehemaligen Jugoslawien in der Zeit nach dem Balkan-Krieg herauszuarbeiten. Sie zeigt, wie Angst die Wahrnehmung der vergangenen, kriegsgebeutelten Heimat ebenso beherrscht, wie sie in die Gegenwart des jeweiligen Aufenthaltsortes einsickert und daruber diese gegensatzlichen Orte miteinander verbindet. Mit Chronotopoi der Angst zeichnen die untersuchten Werke die blutigen Konturen des Krieges stilistisch nach. So außert sich die Unfassbarkeit des Krieges in der Literatur auch dadurch, dass er ort- und zeitlos und zugleich allgegenwartig ist.