Das Worterbuch versammelt Worter, die Ilse Aichingers literarisches Werk pragen, und ladt zu Lekturen und Entdeckungen ein. Ilse Aichinger zahlt zu den bedeutendsten deutschsprachigen Schriftsteller*innen der Gegenwart. Ihre Gedichte, Horspiele und Erzahlungen fuhren in eine Sprachlandschaft von großer poetischer Kraft und politischer Klarheit. Seit dem einzigen Roman "Die großere Hoffnung" (1948) widmet sich ihr Schaffen der Genauigkeit des einzelnen Wortes in kleinen literarischen Formen: "Die Worte sind das Einzige, wodurch ich mir eine Realitat verschaffe. [] Ich wurde sagen, sie sind fur mich das Genaueste. Am ehesten komme ich zur Welt durch das Wort, wenn es wirklich ein Wort ist, wenn es kein Gerede ist." Die radikale Abwendung von leeren, konformistischen Wortern geht einher mit der Suche nach "Schlechten Wortern", die, so Aichinger, "waren immer mein Ziel, das Zweitbeste, der Rand, die Peripherie, nicht schone Satze in schonen Journalen." Somit ist die Form des Worterbuchs in Aichingers Werk vielfach vorgezeichnet. Circa 80 Essays begeben sich auf die Spuren von Querverbindungen und in zeithistorischen Kontexten in Wortern wie Atlantik, Beerensuchen, Der dritte Mann, Dover, Europa von Osten her, genug Angst haben, Großmutter, Hasen, Lumpen, Misstrauen, Rand / Rander, Schnee, Verschwinden, Untergange oder zwei / Zwilling. Ilse Aichinger (1921-2016) ware am 1. November 2021 einhundert Jahre alt geworden. Die Tochter einer judischen Ärztin und eines katholischen Lehrers erlebte ihre Kindheit, Jugend und die Zeit der Verfolgung wahrend des Nationalsozialismus in Wien. Ein 1945 begonnenes Medizinstudium brach sie ab, um den Roman "Die großere Hoffnung" (1948) zu schreiben. Die vielfach ausgezeichnete Autorin starb am 11. November 2016 in Wien.