»Es gibt keine Fiktion oder Nicht-Fiktion es gibt nur das Erzahlen.« E.L. Doctorow
In seinem neuen Roman nimmt uns E.L. Doctorow, einer der ganz Großen der zeitgenossischen amerikanischen Literatur, mit auf eine Reise in das Bewusstsein eines Mannes, dessen Leben nicht immer geradlinig verlief und dem die Trennscharfe zwischen Fakten und Fiktion abhandengekommen zu sein scheint. Andrew erzahlt die Geschichte seines Lebens, eines Lebens voller dramatischer Umstande und Tragodien. Er erzahlt von seinen Tochtern; die erste starb durch seine Schuld, die zweite musste er weggeben. Er erzahlt von seinen Ehefrauen; von der ersten ist er getrennt, die zweite starb, weil sie am 11. September 2001 joggen ging. Und er erzahlt von seinem Traum als Kognitionswissenschaftler: einem Computer, in dem das Bewusstsein samtlicher Menschen, die je gelebt haben, reproduziert und gespeichert ware. Und wahrend Andrew erzahlt, mussen wir Leser uns fragen, was genau wir denn eigentlich wissen uber Wahrheit und Erinnerung, Gehirn und Verstand, uber uns und die anderen. Gibt es so etwas wie Schicksal, oder ist am Ende doch alles selbst verschuldet? Andrew jedenfalls ist sich sicher: »Heutzutage kann ich niemandem trauen, am wenigsten mir selbst.« Stilistisch meisterhaft, mit sprachlicher Finesse, aber auch mit viel Humor und psychologischem Gespur lotet E.L. Doctorow die Grenze zwischen Geschichte und Geschichten aus, spiegelt sie an historischen Ereignissen und zeigt uns, welch tiefgehende Wahrheit im Erzahlen zu finden ist.