Soziologie ist eine Disziplin, die durch zahlreiche Kontroversen gepragt ist. Nicht jeder dieser Konflikte tragt jedoch dazu bei, die soziale Welt besser zu begreifen. Mit seinem Buch wendet sich Isaac Ariail Reed vor allem gegen den Gegensatz von Erklaren und Verstehen, der in der Soziologie seit ihren Anfangen im 19. Jahrhundert gepflegt wird und vielerorts als unuberwindlich gilt. Sein Buch ist ein provokantes Pladoyer dafur, dass Sozialtheorie dazu dienen kann, anschauliche und historisch sensible Erklarungen fur soziale Phanomene zu gewinnen.
Der Clou ist, dass die Erklarungen, fur die Reed wirbt, interpretativ angelegt sind. Der Gegensatz zwischen Erklaren und Verstehen ist letztlich eine Scheinopposition. Er analysiert, wie Theorie in den Sozialwissenschaften tatsachlich genutzt wird, anstatt auf Prinzipien herumzureiten, die unabhangig von dieser Praxis sind.
Reed gelangt so zu einem hermeneutisch angelegten Forschungsansatz, der Machtbeziehungen reflektiert und das Augenmerk darauf lenkt, wie soziale Interaktionen ablaufen. Selbst wer diesen Ansatz nicht teilt, gewinnt mit dem Buch die Moglichkeit, sein eigenes Arbeiten zu uberdenken und scharfer zu profilieren.