Spatromische Dekadenz und plundernde Vandalen: so lauten die Klischees uber die sogenannte Volkerwanderungszeit. Doch wie entstand im ersten Jahrtausend aus dem hochentwickelten romischen Suden und dem barbarischen Norden die neue kulturelle Einheit Europa?
Um Christi Geburt war Europa zweigeteilt in den hochentwickelten Suden der Mittelmeerkulturen und den unentwickelten Norden germanischund slawisch sprechender Stammeskulturen. Diese kannten weder die Schrift noch den steinernen Siedlungsbau, ein stehendes Heer oder die Geldwirtschaft, geschweige denn Stadte mit Feuerwehr und Mullabfuhr. Wie konnte der »Ansturm der Barbaren« dem romischen Imperium den Todesstoß versetzen? Peter Heather stellt diese alte Frage im Licht der Erkenntnisse zur Ethnogenese und der modernen Migrationsforschung neu.
Vom Hunnensturm bis zu den Wikingern untersucht er die Dynamik der europaischen Wanderungsbewegungen. Die sozialen und wirtschaftlichen Wechselwirkungen zwischen beiden Kulturraumen veranderten diese von Grund auf und ließen sie langfristig zu einer neuen kulturellen Einheit werden: dem Europa, das wir in weiterentwickelter Form noch heute kennen.