Schriftgemaße Theologie wird zur Utopie, wenn Bibel-Auslegung keine grundlegenden Übereinstimmungen mehr erkennen lasst. Die relativ jungen historischen Disziplinen alt- und neutestamentlicher Exegese haben sich zwei Jahrhunderte abgearbeitet an der im Zuge der Aufklarung neu entdeckten Pluralitat der biblischen Bucher, nun erfolgt eine Ruckbesinnung auf die Bedeutung des biblischen Kanons. Besonders das Neue Testament kann so interpretiert werden, dass der Kanon eine plurale Identitat der Kirche gewahrleistet. Der Autor gibt zunachst einen Überblick uber die Entwicklung der Exegese in den westlichen Konfessionen. Anhand zweier Reprasentanten (evang./kath.) einer Schriftauslegung, die sich am Kanon orientiert, zeigt er, dass dieser Ansatz Perspektiven bietet. Der Bezug auf wichtige Dokumente des okumenischen Gesprachs liefert die Grundlage fur einen Entwurf, der Kirche klar als Auslegungsgemeinschaft profiliert und versucht, den Begriff der Schriftgemaßheit neu zu formatieren.