"Lieblingsfarbe Pink, Sextipps aus den alten Schriften: Kein muslimischer Gelehrter bricht mit mehr Rollenbildern als Ali Ghandour." Nabila Abdel Aziz, NEON
Verschleierte Frauen, ubergriffige junge Manner: Das Verhaltnis von Muslimen zum anderen Geschlecht gibt Ratsel auf. Ist da etwas schiefgelaufen? Und ob! Ali Ghandour zeigt, dass Liebe und Sex in der muslimischen Tradition als Geschenk Gottes genossen, doch unter modernem westlichem Einfluss streng reglementiert wurden. Es ist hochste Zeit, uber das unterdruckte erotische Erbe der Muslime aufzuklaren.
Drei Asketen wollten etwas Lobliches tun: der erste jede Nacht beten, der zweite tagsuber fasten, der dritte nicht heiraten. Als der Prophet Mohammed davon horte, ermahnte er sie: «Manchmal bete ich, und manchmal schlafe ich, und ich heirate die Frauen. Dies ist meine Lebensweise. Wer sie ablehnt, gehort nicht zu mir.» Ganz im Sinne des Propheten war fur die vormodernen muslimischen Gelehrten die Lust Teil der Natur, die zu ihrem Recht kommen muss. Gerade in den Stadten konnte man «Genussbeziehungen» pflegen. Doch mit dem Kolonialismus wurden zunehmend westliche Eheideale und Pruderie in muslimische Lander getragen. Was uns heute als «typisch islamisch» erscheint, ist teils das Erbe von Clangesellschaften, teils ein Spiegelbild puritanischer Moral. Ali Ghandour macht das reichhaltige muslimische Erbe zu Liebe und Sex wieder bewusst. Sein bahnbrechendes Buch sollte nicht nur bartigen Islamisten und finsteren Islam-Kritikern zu denken geben.