Marthe macht Ferien an der Côte d'Azur. Dort begegnet die verheiratete Schweizerin dem jungen Fischer Marceau, und die Liebe bricht wie eine Naturgewalt uber die beiden herein. Fur kurze Zeit gibt sich das ungleiche Paar dem Liebesrausch hin. Doch als Marthe ein Jahr spater zuruckkehrt, ist auch Marceau verheiratet. Einzig sein Bruder, der Marthe wie ein Doppelganger ihres Geliebten vorkommt, lasst sie weitertraumen, bis die Liebe im dritten Sommer endgultig erlischt. Dass Marthe unverkennbar Zuge der Autorin tragt, zeigt ein Brief von S. Corinna Bille aus dem Sommer 1950: »Ich habe da einen echten Freund. Das ist ein junger Fischer aus der Gegend. Ein einfaches Wesen, absolut wunderbar.« Meerauge ist aber nicht nur eine melancholische Liebesgeschichte, sondern auch das Portrat eines Landes kurz nach dem Weltkrieg, der noch durch alle Kopfe spukt, und einer Zeit, in der Kolonialismus und Rassismus kaum hinterfragt werden. Zu Billes Lebzeiten unveroffentlicht, erschien Meerauge 1989 postum in einer stark gekurzten Version. Rund siebzig Jahre nach der Niederschrift macht die Übersetzerin Lis Kunzli diesen literarischen Schatz erstmals in seiner ursprunglichen Form zuganglich.