»Fur einen Schriftsteller ist die Familie eine wahre Goldgrube: anstatt seinen Erbteil einzufordern, verzichtet der Autor lieber darauf und lasst sich diesen direkt in Form von Fiktion (?) auszahlen«. Was genau in dem nun erstmals in deutscher Übersetzung vorliegenden Schlusseltext Hervé Guiberts autobiografisch ist und was fiktiv, auch dafur steht das Fragezeichen in obigem Zitat. Als brennende Unbekannte formt und deformiert es die autofiktionale Projektionsflache einer »Familien-Live-Show« aus Kindheits- und Jugendszenen. Der Leser sieht sich einem flirrenden Spiegel aus Literatur gegenuber, in dessen atzend-scharfen, traurig-matten, fleischig-sinnlichen Bildern er nicht nur Guibert als radikalen Autor, sondern vielleicht auch sich selbst wiederzuerkennen vermag.