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Verdrangt und vergessen sind die Manner und Frauen, die Kinder und Greise, die man hinter Gittern oder Barrieren zur Schau stellte wie Orang-Utans, chinesische Pandabaren oder bengalische Tiger. Von Hamburg bis Paris, von London bis Tokio, von Chicago bis Genf stromten Millionen von Menschen in derartige "Volkerschauen" und "Menschenzoos". Dies geschah um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert - und wirkt bis heute fort. Die Schaulustigen waren fasziniert von diesen "Wilden", die so seltsame Gebrauche hatten. Sie sahen in ihnen nur "Fremde", "Andersartige", angeblich echte "Kannibalen". Die Besucher bemerkten nicht, dass sich die westliche Welt der Schaustellungen bediente, um das eigene Selbstbild zu idealisieren. Denn es ging nicht um eine bereichernde Begegnung zwischen Kulturen, sondern darum, das Überlegenheitsgefuhl der "weißen Rasse" zu starken und die "zivilisierende" Politik der Kolonialmachte zu rechtfertigen. Zudem begegnete man den Fremden oftmals ganz und gar nicht wohltatig. Man ließ sie fieren, blieb oft sogar angesichts der vielen Krankheiten und Todesfalle unter ihnen ungeruhrt. Schließlich waren es ja nur "Wilde". Hamburg war einer der europaischen Schwerpunkte dieser Entwicklung. Carl Hagenbeck verwirklichte ab 1874 als erster in Europa die Idee einer "anthropologisch-zoologischen Ausstellung". Der Erfolg dieser Veranstaltungen war - auch in finanzieller Hinsicht - so uberwaltigend, dass man auch anderswo versuchte die Sensationsgier zu bedienen. Volkerschauen und MenschenZoos fanden im deutschen Sprachraum u.a. in Hamburg, Berlin, Leipzig, Dresden, Koln, Dusseldorf, Dortmund, Mannheim, Munchen, Wien und Basel statt. Die MenschenZoos trugen auf entscheidende Weise dazu bei, dass sich die rassistische Denkweise der "Wissenschaft vom Menschen" auf breite Bevolkerungskreise ausdehnte. Denn im Gefolge dieses rassistischen Trugbildes von den Fremden, dem die Pseudowissenschaft der damaligen Anthropologie das Denkmantelchen der Objektivitat umgehangt hatte, breitete sich rassistisches Denken unter großen Teilen der Bevolkerung westlicher Staaten aus. Ein Rassismus, der einige Jahrzehnte spater schreckliche Folgen haben wurde. Die "MenschenZoos" zeigen uns die Entstehung unserer bis heute fortbestehenden Vorurteile und Ängste. Sie zeugen von der Spaltung der Menschheit in einen angeblich hoherwertigen und einen angeblich minderwertigen Teil.

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Generi Politica e Società » Controversie etiche » Problemi e controversie etiche » Problemi e Processi sociali » Problemi sociali

Editore Les Éditions Du Crieur Public

Formato Ebook con Adobe DRM

Pubblicato 02/10/2019

Lingua Tedesco

EAN-13 9783981506211

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