Nippel sind banal oder erotisch. Normal oder skandalos. Alltag oder Gerichtssache. Was den feinen Unterschied macht, ist das (zugeschriebene) Geschlecht des Menschen, zu dem die Nippel gehoren. Und es ist auch dieser feine Unterschied, der den Nippel immer wieder zu einem Politikum macht. Als Gabrielle Lebreton sich 2021 an einem Berliner Wasserspielplatz oben ohne neben ebenfalls halbnackten Mannern sonnen will, wird sie ermahnt, die Polizei wird gerufen und sie verliert im Nachgang vor Gericht zumindest in erster Instanz. Im gleichen Jahr erstreiten Aktivist*innen in Gottingen, dass in Schwimmbadern alle Geschlechter oben ohne baden durfen allerdings nicht am Wochenende. Und wahrend Social-Media-Konzerne sich beim Eindammen von Hate Speech und Fake News schwer tun, mussen weibliche Nippel sorgfaltig zensiert werden. Aus Angst wovor eigentlich? Julia Fritzsche blickt zuruck in die Geschichte der Ver- und Enthullung menschlicher Korper, um Ruckschlusse auf einen politischen Kampf im Heute zu ziehen. Wann wurde die weibliche Brust erotisch, wann dominierte historisch Scham und wann Befreiungsdrang? Lassen sich weibliche Nippel im offentlichen Raum entskandalisieren ? Wie die aktuellen Kampfe um #FreeTheNipple ausgehen, ist offen. Klar ist aber: Der Umgang mit unseren Brusten ist politisch und es geht um mehr als um die Badeordnung.