Bachelorarbeit aus dem Jahr 2016 im Fachbereich Soziologie - Politische Soziologie, Majoritaten, Minoritaten, Note: 2,0, Freie Universitat Berlin (Otto Suhr Institut), Sprache: Deutsch, Abstract: Rostock-Lichtenhagen, Hoyerswerda, Eberswalde, Cottbus, Hunxe, Molln, Solingen etc. - die Liste der Orte, die Anfang der 1990er Jahre traurige Beruhmtheit erlangten, ist lang. Gerade die Jahre, die fur Deutschland eigentlich Hoffnung und Freude bedeuten sollten, da ab diesem Zeitpunkt 'zusammenwachst, was zusammen gehort' (Willy Brandt), wurden von Gewalttaten, Hass, Wut, Trauer, Fremdenfeindlichkeit und Hilflosigkeit uberschattet. Warum ereignen sich diese Übergriffe so haufig in Ostdeutschland, obwohl sich die DDR als einziger deutscher antifaschistischer Staat definierte? Den Schwerpunkt meiner Arbeit setze ich auf diesen Aspekt. Im Kontext wird erortert, ob die rechtsextreme Orientierung von Menschen in Ostdeutschland das Erbe der sozialistischen Diktatur in der DDR oder das Ergebnis der neuen Lebensumstande nach der Wiedervereinigung ist. Kamen die Ausschreitungen, die Deutschland in Angst versetzten und auch in der Welt die Angst entfachten, dass das vereinigte Deutschland erneut zum Nationalismus zuruck kehrt, tatsachlich uberraschend? Oder war 'die Wende' nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte? Um diese Frage beantworten zu konnen, muss als erstes der Begriff 'Rechtsextremismus' geklart und definiert werden. Daran anschließend werden die Entstehungstheorien erortert, wobei sich aus programmatischen Grunden auf die drei einschlagigsten konzentriert wird. Dabei handelt es sich um die Theorien der sozialen Desintegration, der relativen Deprivation und die Autoritarismus-Theorie, die in der vorliegenden Arbeit kontrastiv gegenubergestellt werden. Der dritte Teil geht auf die 'Erblast-These' ein, bei der die sozialen Lebensbedingungen, der staatlich verordneten Antifaschismus und die Situation der AuslanderInnen in der DDR erlautert und analysiert werden. Hierfur wurden im Vorfeld Interviews mit ehemaligen DDR-BurgerInnen gefuhrt. Im vierten Teil der Arbeit wird die 'Wiedervereinigungsthese' anhand von rechtsextremen Kampagnen und dem 'Arbeitsplan Ost' in den 1990er Jahren gepruft. Außerdem werden Statistiken zur sozialen Desintegration und der relativen Deprivation herangezogen. Abschließend werden die Ergebnisse zusammengefasst und bewertet.