Studienarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediavistik, Note: 1,7, Europa-Universitat Flensburg (ehem. Universitat Flensburg), Veranstaltung: Germanistik (Analyse literarischer Texte), Sprache: Deutsch, Abstract: Die Erzahlung Die Marquise von O... brachte Heinrich von Kleist 1807 nach seiner Zeit als Kriegsgefangener in Frankreich mit nach Dresden. Kleist veroffentlichte die Erzahlung erstmalig im Phobus, einer Literaturzeitschrift, die Heinrich von Kleist gemeinsam mit Adam Muller 1808 herausgab. In der ersten Sammlung von Kleists Erzahlungen wurde die Erzahlung 1810 zum zweiten Mal gedruckt, jedoch hat Kleist den ursprunglichen Text noch einmal verandert, ehe er in den Erzahlungen erschien. Der Autor fugte an einigen bedeutenden Stellen der Erzahlung religiose Attribute ein, im Phobus heißt es 'Die Hebamme versetzte, daß dies, soviel ihr bekannt sei, noch keinem Weibe auf Erden zugestoßen ware.', wahrend es in den Erzahlungen lautet 'Die Hebamme versetzte, dass dies, außer der heiligen Jungfrau, noch keinem Weibe auf Erden zugestoßen ware.'. Ein weiterer Unterschied findet sich in den Gedanken der Marquise, in der ersten Fassung ist ihr der Gedanke unertraglich, 'daß dem jungen Wesen (...) ein Schandfleck in der burgerlichen Gesellschaft ankleben sollte'1. Wahrend dieser Gedanke in der zweiten Fassung durch einen Einschub uber den Ursprung des Kindes, 'der eben weil er geheimnisvoller war, auch gottlicher zu sein schien, als der anderer Menschen'2, erganzt wird. Solche Veranderungen weisen auf mogliche neue Motive von Kleist hin, neben der mysteriosen Schwangerschaft der Marquise, die außerdem uberaus emanzipiert ist, da sie uber eine Zeitungsanzeige den Vater ihres Kindes sucht, gewinnt das Gottesbegehren der Protagonistin an Bedeutung. Die Marquise fluchtet regelrecht in ihr Innerstes und besinnt sich religioser Inhalte, z.B.: skizziert sie sich ihren Retter den Graf von F... als Engel: 'Der Marquise schien er ein Engel des Himmels zu sein.'. Wahrend der Erzahlung verandert sich das fantastische Sinnbild ihres gottlichen Retters in das negative Symbol des Teufels. Ein weiteres sinnbildliches Motiv in der Novelle von Kleist ist das Motiv des Schwans, welches in der Erzahlung zur Charakterisierung der Marquise und auch des Grafen beitragt. Im Folgenden werde ich diesen Wechsel von Symbolen, Sinnbildern und Metaphern in der Marquise von O... nachvollziehen und erortern. Einleitend stelle ich den Identitatswandel der Marquise dar.