Barbara Berger geht auf ihren 70. Geburtstag zu. Ihre vier Kinder leben an verschiedenen Orten in Deutschland und Frankreich, der Kontakt untereinander ist verhalten. Bis Miriam, die Alteste, beschließt, den Geburtstag ihrer Mutter in jenem Haus am Ammersee zu feiern, in dem Barbara Berger aufgewachsen ist. Von uberall her ruft sie die Familie zusammen, lasst jedoch ihre Mutter uber den Ort der Festlichkeit im Unklaren. Sie ahnt nicht, dass fur Barbara so viele Erinnerungen an diesem Dorf hangen, dass sie niemals dorthin zuruckkehren wollte. Miriam bucht fur ihre Mutter einen Flug nach Munchen, den diese nicht antreten wird, wahrend ihre Familie sich in der vermeintlichen Idylle bereits auf das große Fest vorbereitet ... Die Erzahlung aber beginnt fruher, in den Dreißigerjahren, als die aufkeimende Liebe zweier junger Frauen mit der Machtubernahme Hitlers eine dramatische Wende erfahrt. Nur ist Barbaras Kindern diese Vergangenheit ihrer Familie noch verschlossener als das Ratsel um ihre verschiedenen Vater. Erst ein merkwurdig erscheinender Nachbar und sein Sohn bringen Licht in dieses Dunkel, das ein Schicksal von blendender Intensitat birgt. Katja Huber verschrankt die Sprache historischer Familienromane mit modernen Erzahltechniken, wie wir sie etwa von Haruki Murakami kennen. Sie zeichnet die Abgrunde des Verschweigens nach und wie eine Familie beginnt, sich vor der Sprengkraft ihrer Vergangenheit zu furchten. Dabei bleibt der Text ernst, ohne je pathetisch zu sein, humorvoll, ohne ins Banale abzugleiten, er trifft das Zeitkolorit der verschiedenen Epochen und zeigt auf glanzende Weise die Anstrengungen der Gegenwart, ihrem eigenen Ratsel auszuweichen.