Verfall und Verfeinerung in Thomas Manns 'Buddenbrooks': Eine Untersuchung unter besonderer Berucksichtigung der Einflusse Schopenhauers, Wagners und Nietzsches
Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2,0, Eberhard-Karls-Universitat Tubingen (Univesritat Tubingen), Veranstaltung: Thomas Mann in Kaiserzeit und Republik, 23 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: [...] Einerseits kann man Nietzsche als Ausgangspunkt nehmen und den Vertretern der letzten drei Generationen je einen der von ihm kritisierten Begriffe zuordnen: Religion, Schauspielerei, Wagner-Musik. Problematisch an diesem Ansatz ist jedoch, dass die Vertreter der letzen, am starksten im Verfall begriffenen Generationen von Seiten des Erzahlers im Vergleich zur ersten und zweiten offensichtlich mehr Sympathie genießen. Andererseits scheint der Roman stark auf dem Weltbild Schopenhauers zu basieren: Der Intellekt, Hanno, emanzipiert sich vom Willen, Johann. Bei Thomas Buddenbrook wird jedoch andererseits klar, dass er trotz kurzzeitiger Begeisterung fur den Philosophen im Grunde das Leben in seiner starken Form liebt, was mit Schopenhauers Weltpessimismus nicht zu vereinbaren ist. Es ist Nietzsche, dessen Philosophie hier zum Tragen kommt. Bei Hanno zeigt sich, dass entgegen der schopenhauerschen Auffassung von der Kunst als der - wenn auch temporaren - Erlosung vom Leiden der Welt diese Kunst keinen Heiligen hervorbringt, sondern eine jener fruhen mannschen Kunstlerfiguren 'mit schmerzhaft kranken Korpern und Seelen, deren Zerfall ebenso entsetzlich wie ihre Verfeinerung wertvoll ist.' Thomas Mann bleibt bei Schopenhauer auf halbem Wege stehen. Auf der Ebene der Form geraten wiederum Nietzsche und Wagner in Konflikt, denn die laut Nietzsche auf Wirkung abzielende Musik Wagners sei dadurch jeder Unschuld beraubt, dass ihr Charakter ein konstruierter und kein naturlicher sei. Der leitmotivische - konstruierte - Aufbau der 'Buddenbrooks' steht jedoch in der Tradition Wagners. Aus diesen Grunden wird sich Thomas Manns Aussage, Schopenhauer, Wagner und Nietzsche seien eins, nicht bewahrheiten. Ein letzter Punkt wird sich der Frage widmen, ob es in den 'Buddenbrooks' eine Figur gibt, die eine harmonische Verkorperung von Kunst und Leben darstellt, eine Person, die gemaß der mannschen Definition von Ironie eine Sehnsucht nach dem anderen Bereich empfindet und diese Liebe in Bahnen zu lenken weiß, in denen der Widerspruch ertraglich ist. In Ansatzen trifft dies auf den jungen Graf Molln zu. Fur die Buddenbrooks ist diese Option wie fur fast alle Figuren aus Thomas Manns Fruhwerk nicht vorhanden. Wo die Figuren scheitern, sche int sich der Autor jedoch zu behaupten. Fur Thomas Mann entsteht mit den 'Buddenbrooks' etwas, das ihn zur Kunstlerexistenz berechtigt: Erfolg. Dies mag ein Ausweg aus der Mannschen Kunst-Leben-Problematik sein.
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