Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Padagogik - Wissenschaft, Theorie, Anthropologie, Note: 1.0 (sehr gut), Universitat Trier (Padagogik), Veranstaltung: Seminar Erziehung und das Gute: Zum Verhaltnis von Moraltheorie und Padagogik, Sprache: Deutsch, Abstract: In der heutigen Gesellschaft ist weithin das Gefuhl verbreitet, es habe ein Werteverlust stattgefunden, der zu einer Orientierungslosigkeit gefuhrt habe, was Fragen der Moral angehe.1 Anders formuliert: Es besteht in der Bevolkerung haufig Unklarheit daruber, worin in bestimmten Situationen eine 'moralisch richtige' Handlung bestehe, d.h. nach welchen Maßstaben man zu verfahren habe. In der Philosophie gibt es unterschiedliche Konzepte, die auf diese Fragen, die nicht erst im 20. Jahrhundert gestellt worden sind, sondern seit jeher die Menschen beschaftigt haben, eine Antwort zu geben versuchen. Kant beispielsweise liefert als 'Handlungsanweisung' den Kategorischen Imperativ ('handle so, als ob die Maxime deiner Handlung durch deinen Willen zum allgemeinen Naturgesetze werden sollte'2), Nietzsche hingegen geht davon aus, daß 'eine K r i t i k der moralischen Werthe nothig' sei und daß 'd e r W e r t h d i e s e r W e r t h e [...] s e l b s t e r s t e i n m a l i n F r a g e z u s t e l l e n' sei.3 Diese beiden Auffassungen sind einander diametral entgegengesetzt. Geht der Aufklarer Kant davon aus, daß es moglich sei, moralische Normen mit universeller Verbindlichkeit aufzustellen, indem man sich der (praktischen) Vernunft bediene, lauft Nietzsches Nihilismus letztlich darauf hinaus, daß es keine moralische Normen gebe, denen allgemeine Gultigkeit zugewiesen werden konnte. Dieser Gegensatz ist durch eine Debatte zu Beginn der achtziger Jahre in das Bewußtsein breiter Schichten der Bevolkerung Westeuropas geraten. Es stellt sich namlich in der Tat die Frage, ob es einen Konsens geben kann uber allgemein gultige Wahrheiten oder ob eine solche Übereinstimmung nicht unangemessen ist vor dem Hintergrund der Pluralitat und Komplexitat der heutigen Gesellschaft. Befurworter eines solchen Konsenses sehen sich als Vertreter der Moderne und akzentuieren ihre Verbundenheit mit der Tradition der Aufklarung, wahrend von einem der Gegner - dem Franzosen Jean-François Lyotard - der Begriff der 'Postmoderne' aus der Architektur in die Philosophie ubertragen worden ist. Es ist nicht schwer zu erkennen, worin der Bezug zum Thema 'Moral und Werte' besteht. Denn wer davon ausgeht, daß es nicht die allgemein gultige Wahrheit gibt, der muß konsequenterweise auch ausschließen, daß es ein fur alle verbindliches Moralprinzip geben konne. [...]