Weibliche Geschlechtskonstruktion(en) im Literatursystem der Klassik am Bespiel von 'Iphigenie auf Tauris', 'Maria Stuart' und 'Die naturliche Tochter'
Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Universitat Passau, 19 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Viele Interpreten 'klassischer' Dramentexte , die weibliche Herrschaftsausubung themati-sieren, neigen in den meisten Fallen zu Fehldeutungen. Ausgehend von originar mannli-chen Machtanspruchen und -kategorien transformieren sie maskuline Herrschaftstinteres-sen auf den Bereich der von den Texte inszenierten weiblichen Vormachtstellung. Am Beispiel von Goethes IAT stellt Wolfdietrich Rasch fest: 'Es ist erstaunlich, in welchem Maße bei der Interpretation der ,Iphigenie' [dabei] elementare Grundsatze vernachlassigt werden.' Versteht man also diesen Text als Drama der (weiblichen) 'Autonomie' und Selbstbestimmung, emanzipiert sich das ,Weibliche' zwingend vom dominant ,Mannlichen' und wird dabei gleichrangiges Äquivalent. In der nun folgenden Darstellung mochte ich diese These widerlegen, insofern ich die ,Frau' in den Texten DNT, IAT und MS vielmehr als Storung mannlicher Machtinteressen sehe, die als Katalysator mangelnder mannlicher Herrschaftskompetenz funktionalisiert wird. Bei den Ausfuhrungen nehme ich im Besonderen Bezug auf Michael Titzmanns Aufsatze zum Literatursystem der Goethezeit, wobei die 'Regeln' zur Bildungs-/Initiationsgeschichte bzgl. der hier zu untersuchenden dramatischen Erzahltexte modifi-ziert und im Hinblick auf den speziell ,weiblichen' Untersuchungsgegenstand erst noch 'destilliert' werden mussen. Im Kontrast dazu sollen diesen Regel-Thesen bisherige Inter-pretationsversuche gegenuber gestellt werden. Neben diesem weiblichen Regel-System , das allein auf die textinternen semiotischen Systeme rekurriert und nicht auf einem speziel-len Gender-Ansatz, sollen vor allem Entwicklungen der ,Frauenkonstruktion(en)' heraus-gearbeitet werden. Daran schließt sich ein weiterer Untersuchungsaspekt an: (Wie) Reagieren die Texte auf die veranderten politisch-gesellschaftlichen Strukturen (z.B. in Frankreich; Franzosische Revolution)? Um eine mogliche Veranderung nachzuvollziehen, wurden die Texte deshalb so ausgewahlt, dass zwei (IAT; MS) vor und einer (DNT) nach den franzosischen Ereignis-sen verfasst worden sind . Aus Grunden der vorgegebenen Seitenzahlen kann jeweils nur ein Text exemplarisch reprasentativ fur die anderen als 'Beweis' verwendet werden, mog-liche Systemanderungen und Regularitaten zu belegen. Ausnahmen davon werden in den Anmerkungen erlautert.
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