Der Herr Norbert spricht mit seinem Hund. Der Herr Norbert spricht aber auch mit seinem Therapeuten in der Mannerberatungsstelle. Er erzahlt vor allem von seiner Kindheit in einem Dorf an der steirischen Sudbahnstrecke. Norberts Mutter war Magd auf dem Leitenbauerhof, Norbert ihr Bankert, von der Familie geduldet, von der Mutter geliebt. Von der Mutter jedoch auch unter Tranen in die Stadt verschickt: Norbert hatte sie beim Tête-à-Tête mit dem Hofherrn erwischt und diesen niedergeschlagen. Worauf der Bauer das ohnedies unnutze Kind in einen Zug setzen und ins Kinderheim schaffen ließ. Dass den kleinen Norbert nur kurze Zeit spater die Nachricht vom Tod seiner Mutter erreichte, stellte die Weichen fur sein Leben: Das will und will nicht glucken, auch als er eine Ausbildungsstelle und spater eine Arbeit findet; die Frauen misst er alle an seiner einzigen großen Liebe, die ihm entzogen wurde. In unverwechselbarem Ton, gemahnend an Thomas Bernhard, schockierend wie Franz Innerhofer, gibt Harald Darer in seinem grandiosen Debut dem Herrn Norbert eine Stimme, einen unwiderstehlichen Erzahlfluss, der den Leser dort packt, wo es am meisten wehtut: in der Seele.