Wie der Taucher auf dem beruhmten Fresko im suditalienischen Paestum, das einen Mann zeigt, der kopfuber von einer Saule springt, hat Claude Lanzmann sich in jedes Abenteuer gesturzt. Alle wichtigen Entscheidungen seines Lebens, so schreibt er, waren wie Kopfsprunge ins Ungewisse.
Lanzmann wurde beruhmt als Regisseur des epochemachenden Films «Shoah». Zugleich hat er zeitlebens als Publizist gearbeitet. Dieses Buch versammelt Reportagen, Erzahlungen, Portrats und kampferische Artikel, die er seit 1947 unter anderem fur die von Jean-Paul Sartre gegrundete Zeitschrift «Le Temps Modernes» geschrieben hat. Mal kritisiert er harsch, mal ist er voller Begeisterung; polemische Texte und politische Interventionen stehen neben einfuhlsamen Nahaufnahmen und gesellschaftlichen Tiefenbohrungen. Immer sind die Texte unkonventionell, eigensinnig und frei. Lanzmann portratiert Serge Gainsbourg, Richard Burton und Jean-Paul Belmondo, schreibt uber den Dalai-Lama und Israel, uber «Schindlers Liste» und Rainer Werner Fassbinder.
Lanzmann gehort zu den wichtigsten europaischen Intellektuellen der Gegenwart. Einmal mehr erweist er sich nun als unverzichtbarer und mutiger Chronist des zwanzigsten Jahrhunderts.