Studienarbeit aus dem Jahr 1997 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,3, Technische Universitat Berlin (Institut fur Deutsche Philologie), Veranstaltung: Grimms Marchen, 14 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Ausschlaggebend fur die folgenden Untersuchungen, die sich mit dem Prinzip des Weiblichen in den Grimmschen Marchen beschaftigen, wie es sich in den mannigfaltigen Erscheinungsformen der Großen Mutter niederschlagt, war die Archetypenlehre von C.G.Jung. Dabei soll es sich weniger um eine tiefenpsychologische Marcheninterpretation handeln, wie sie z.B. Eugen Drewermann geliefert hat , als um eine vergleichende Untersuchung der archetypischen Motiven, die mit dem weiblichen Prinzip zusammenhangen. Jung hat darauf hingewiesen, dass die Marchenmotive, die in zahlreichen Abwandlungen parallel bei verschiedenen Volkern auftauchen, eine Manifestation des kollektiven Unbewussten sind. Als solche sind dann die Marchenmotive nicht isoliert zu betrachten, sondern in breiteren Zusammenhangen der Mythologie der griechisch-romischen Antike, aber auch der ostlichen Kulturen, um nur die wichtigsten Bezugspunkte zu nennen, auf die sich die Archetypenanalyse stutzt. In der Grimmschen Marchensammlung begegnen wir einer Schar Gestalten, die dem Archetyp der Großen Mutter zuzuordnen sind. Da der Begriff des weiblichen Prinzips sehr umfangreich ist, soll er hier nicht in seinem ganzen Spektrum dargestellt werden. Weitgehend unberucksichtigt bleiben z.B. die Jungfrauen und Prinzessinnen, die als Verkorperungen der Anima in den Marchen eine durchaus wichtige Bedeutung haben. Unser Augenmerk wird sich vorwiegend auf die weiblichen Figuren richten, die das personifizierte Prinzip des Mutterlichen vertreten. Die zentrale Gestalt dieses Umfeldes ist die Große Mutter. Diese Bezeichnung scheint, unter allen verwandten Begriffen, wie z.B. Mutter Erde, Mutter Natur, die gute oder schlechte Mutter, am ehesten das auszudrucken, was das eigentliche Faszinosum dieses Archetyps ausmacht, namlich den merkwurdigen Doppelcharakter dieser Gestalt. Naturlich ist die Große Mutter ein Abstraktum, das an sich nicht untersucht werden kann. In den Marchen kommen meistens Figuren vor, die einige positive oder negative Aspekte des Weiblichen darstellen. Die Archetypenlehre Jungs wird uns in diese Problematik einfuhren; ein zweiter Grundstein sei mit den Erforschungen von Erich Neumann gelegt, die sich mit dem Archetyp des Großen Weiblichen in allen seinen Erscheinungsformen auseinandersetzen.