In diesem Buch wird die These vertreten, dass die fortschreitende Beziehung zwischen der als vielfaltiges Phanomen verstandenen Sexualitat und den Grund- und Menschenrechten die wichtigste strukturelle Bedingung war, die die Schwachung von traditionellen Strukturen ermoglicht hat. Der Band enthalt eine Fulle von empirischen Belegen fur diese These. Dazu zahlt die Identifizierung einer ersten Welle der Entkriminalisierung mikrodiverser Sexualitaten in der Weltgesellschaft nach der Franzosischen Revolution und den Napoleonischen Kriegen durch die Einfuhrung des Schadensprinzips als Rechtfertigung fur die Strafverfolgung. Solange sexuelle Beziehungen zwischen Mannern keinen objektiven Schaden verursachten, sollten sie von der Strafverfolgung ausgenommen werden. In dem Band wird auch ausfuhrlich erortert, wie die Ausweitung der Verfassungsgerichtsbarkeit auf nationaler und supranationaler Ebene nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem Mechanismus zur Forderung der sexuellen Vielfalt wurde, ohnedass das politische System dabei zwangslaufig eine proaktive Rolle einnehmen musste. Dies stellt die zweite und bis heute andauernde Welle der Entkriminalisierung mikrodiverser Sexualitaten in Bezug auf deren Handlungen, Darstellungen und Zustande dar. Über 200 empirische Beispiele der Rechtsprechung aus dem lateinamerikanischen und europaischen Raum illustrieren diesen Wandel.