Vor vielen Jahren, als im Spessart die Wege noch schlecht und nicht so haufig wie jetzt befahren waren, zogen zwei junge Burschen durch diesen Wald. Der eine mochte achtzehn Jahre alt sein und war ein Zirkelschmied, der andere, ein Goldarbeiter, konnte nach seinem Aussehen kaum sechzehn Jahre alt sein und unternahm wohl jetzt eben seine erste Reise in die Welt. Der Abend war schon heraufgekommen, und die Schatten der riesengroßen Fichten und Buchen verfinsterten den schmalen Weg, auf dem die beiden wanderten.
Die Schalksburgsage oder wie sie in der literarischen Verarbeitung durch Wilhelm Hauff auch genannt wird Die Sage vom Hirschgulden ist eine historische Sage oder historische Überlieferung. Sie handelt vom Verkauf der Stadt Balingen und der dazugehorenden Herrschaft um einen unangemessen geringen Betrag. In den jungsten Versionen, erstmals belegt bei Gustav Schwab, wird dieser Betrag durch den Hirschgulden gegenstandlich gemacht.
Der vielseitige Erzahler Wilhelm Hauff wurde am 29. November 1802 in Stuttgart geboren. Er studierte zunachst Theologie und Philosophie in Tubingen, arbeitete dann als Hauslehrer und schließlich als Redakteur von Cottas Morgenblatt. Seinen großten literarischen Erfolg erzielte Hauff mit dem Buch Lichtenstein (1826), mit dem er den historischen Roman in Deutschland begrundete. Wirklich bekannt aber wurde er durch seine Marchen, die in drei Almanachen 1826, 1827 und 1828 erschienen, und durch seine Lieder, die sich zu Volksliedern entwickelten. In seinen Erzahlungen verbindet Hauff romantisch-phantastische Elemente mit realistischen und zeitkritischen sowie satirischen Zugen. Es ging ihm allerdings nicht nur darum, seine Zeit kritisch zu beleuchten, sondern er wollte seine Leser auch unterhalten. Der Dichter starb - erst 24jahrig - am 18. November 1827 in seiner Heimatstadt.