Magisterarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Rheinisch-Westfalische Technische Hochschule Aachen, 50 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Angesichts des Beitritts Polens zur EU im Mai 2004 schien das deutsch-polnische Zerwurfnis aus der Welt geschaffen. Erst kurzlich zeigten die Turbulenzen beim EU-Gipfel 2007, dass das Schaffen politischer Grundlagen zwar begrußenswert und notwendig ist, ein verstandnisvolles und damit friedliches Zusammenleben jedoch nur durch eine intensive Auseinandersetzung mit seinen europaischen Nachbarn und Bundnisstaaten erreicht werden kann. Hauptgegenstand der vorgelegten Untersuchung ist die Entwicklung des deutschen Polenbilds, wie sie aus den vorgestellten Texten ersichtlich wird. Ausgewahlt wurden die Romane Ostwind (1932) von August Scholtis, Die Blechtrommel (1959) von Gunter Grass, Levins Muhle (1964) von Johannes Bobrowski und schließlich die Erzahlung Unkenrufe (1992) von Gunter Grass. Jacobsen (1973) fuhrt aus, dass Nationenbilder 'unabhangig von den objektiven Kenntnissen der betroffenen Personen und Sachverhalte' entstehen, es sich bei ihnen vielmehr um 'subjektiv gewertete, von ganz besonderen Traditionen gepragte und selektiv wahrgenommene Leitbilder' handelt, die als Stereotype angesehen werden konnen. Aufgrund ihrer Subjektivitat konnen Stereotype kaum empirisch uberpruft werden, doch ist eine Verifizierung/Falsifizierung ohne Belang, da die Existenz von Stereotypen nicht geleugnet werden kann und sie somit eine 'gesellschaftliche Realitat' (Hahn, 1995)darstellen, die nicht ignoriert werden darf, sondern zu einer kritischen Auseinandersetzung herausfordert. Literatur vermag in Bezug auf Stereotype viel zu leisten, da der 'Freiraum, den sie als Fiktion hat' (Stuben, 1995), genutzt werden kann, 'um verkrustete Vorstellungen aufzubrechen', und sie sogar 'Gegenbilder zu tradierten Bildern zu erzeugen' vermag. Letzteres ist besonders bei ungerechtfertigt negativen Stereotypen wunschenswert. Die zu erbringende Leistung der vorliegenden Arbeit ist die Untersuchung daruber, 'welche (korperlichen, seelischen, geistigen) Eigenschaften in literarischen Werken bestimmten [...] Gruppen oder deren Mitgliedern zugeschrieben werden', ohne dass der kausale Zusammenhang des einzelnen Werks verloren geht. Zudem sind die 'geistes- und mentalitatsgeschichtlichen Grundlagen aufzudecken', auf denen das Polenbild basiert. Das bedeutet, dass die 'lebensgeschichtliche Situation und der Erfahrungshorizont eines Autors' beleuchtet werden mussen.