Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediavistik, Note: 1,7, Universitat Regensburg (Institut fur Germanistik), Veranstaltung: Proseminar II: Fortunatus, 25 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: 1. Die fruhe Neuzeit - historischer Hintergrund fur die Gattung des Prosaromans Die Genese jeder literarischen Gattung muss im Kontext der jeweiligen historischen und sozialen Begebenheiten gesehen werden. Die Denkweise der Menschen und deren Reaktion auf die Vorgange in ihrer Umwelt sind ausschlaggebend fur die Entwicklung der Literatur. Aus diesem Grund scheint es interessant die Gattung des Prosaromans genauer zu betrachten, da diese vor dem Hintergrund eines bedeutsamen Einschnitts in der Geschichte ent-stand: dem Übergang vom Mittelalter zur fruhen Neuzeit. Einen zentralen Reprasentanten fur die Gattung des Prosaromans stellt der 1509 erstmals erschienene, von einem anonymen Autor verfasste 'Fortunatus' dar. An diesem Werk soll exemplarisch untersucht werden, inwieweit die gewaltigen Veranderungen, die diese Zeit mit sich gebracht hat, fur die zeitgenossische Literatur eine Rolle spielt. Die vorliegende Arbeit richtet sich in ihrer Konzeption danach, dass sich zunachst sowohl den historischen als auch den allgemeinen literarischen Tendenzen der angesprochenen Umbruchszeit gewidmet werden wird, um auf dieser Basis die Gestaltung des Prosaromans 'Fortunatus' im Speziellen zu untersuchen. 2. Sozial- und wirtschaftsgeschichtliche Entwicklungen in der fruhen Neuzeit Der Prosaroman gilt als die 'Zielform eines Prozesses'. Um diese Gattung richtig erfassen zu konnen, ist es notwendig, die Entwicklungstendenzen dieses Prozesses, die mannigfaltigen Veranderungen infolge des Übergangs vom Mittelalter zur fruhen Neuzeit, kurz anzusprechen. An der Schwelle zur Neuzeit standen vielfaltige Neuerungen, die insbesondere auf dem Gebiet der Wirtschaft einen enormen Wandlungsprozess in Kraft setzten. Neben dem verstarkten technischen Fortschritt und dem Ausbau des Verkehrswesens trug vor allem die Ausweitung des Handels im 15. Jahrhundert zu einem erstaunlichen wirtschaftlichen Aufschwung bei. Auch das Geld- und Bankenwesen gewann immer mehr an Bedeutung. Notwendiger Bestandteil fur diese okonomische Entwicklung waren naturlich die Kaufmanner, die sich unter anderem durch eben diesen wirtschaftlichen Erfolg immer mehr in der Gesellschaft etablierten . Aus diesem Grund veranderte sich nicht nur die wirtschaftliche Lage in der fruhen Neuzeit grundlegend, sondern auch die soziale Struktur: Das schon zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert entstandene Burgertum ist seit der fruhen Neuzeit endgultig eine feste Große in der Gesellschaft geworden. [..]