Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediavistik, Note: 1,0, Technische Universitat Chemnitz (Fachgebiet Germanistik, Philosophische Fakultat), Veranstaltung: Till Eulenspiegel, Sprache: Deutsch, Abstract: Fragt man nach der Lehrhaftigkeit eines literarischen Werkes, konnte die Stirn des Lesers sofort in Unmuts-Falten geraten: Grauenhafter Deutsch-Unterricht mag in Erinnerung geraten, in dem bis zum tiefsten schulerischen Unwillen jeder Gedichtstrophe, jeder Dramenzeile, jeder Kurzgeschichte die Intention des jeweiligen Autors ent(w)rungen werden sollte: 'Was will uns der Autor damit sagen?' gilt als eine bei Lehrern uberaus beliebte, bei Schulern hingegen arg gefurchtete Frage. Fragt man nach der Lehrhaftigkeit eines spatmittelalterlichen Schwankromans, der 'Ein kurtzweilig Lesen von Dil Ulenspiegel'1 uberschrieben ist, konnte das unkundige Publikum hingegen ins Erstaunen geraten. Zeigt nicht der Titel des Textes 'Kurzweil' an, mithin das Gegenteil didaktischer Langeweile? Und: Ist nicht Till Eulenspiegel eine Type, die sich bestens zum Volkshelden eignet, ein uberaus witziger Geselle, der zwar mitunter seine Mitmenschen narrt, sich doch aber ansonsten eher harmlos geriert? Das fachkundigere Publikum wird vor allem die letzte Frage negieren: Denn im 1515 gedruckten Volksbuch ist Eulenspiegel noch nicht der spaßige Sonderling, der er durch spatere Literarisierungen werden sollte. Statt dessen zeigt er sich als ein boshafter Schalk, seine Streiche sind wenig harmlos. Auch ist er ein Narr, dessen Bosheit scheinbar nicht bestraft wird. Was will uns der Autor damit sagen? Um dem Problem der Lehrhaftigkeit des Volksbuches um Till Eulenspiegel auf die Spur zu kommen, wird in der folgenden Arbeit schrittweise vorgegangen. Das erste Kapitel 'Hermen Bote und sein Publikum' nahert sich der Frage, wer mit diesem Stuck Literatur wen lehren wollte. Der Braunschweiger Zollschreiber und Autor Hermen Bote2 ruckt in den Mittelpunkt des Interesses, bedeutsam erscheinende biographische Details sowie Grundtendenzen seiner Schriften werden reflektiert. Anschließend gerat das von Bote anvisierte Publikum in den Blick. Im zweiten Kapitel 'Didaktik durch eine negative Figur' wird zunachst ein kurzer Nachweis erbracht, daß es sich bei der Eulenspiegel-Figur des Volksbuches tatsachlich um eine negative Figur handelt. Im Anschluß daran wird untersucht, wie Autor Hermen Bote trotz gegenteiliger Anzeige in der Vorrede auch in diesem Schwankroman didaktische Zwecke verfolgt. Dabei wird insbesondere auf die Moglichkeiten der Negativ-Didaxe verwiesen. [...]