»Der Spazierganger von Aleppo ist ein heilsamer Gang uber einen Weg aus Asche, der poetische Atem eines Wesens, das aus seinem Inneren leuchtet.« Le monde diplomatique Niroz Malek lebt in Aleppo. Trotz allem. Und er schreibt davon, wie es ist, trotz allem in Aleppo zu leben. Das Ergebnis sind kurze Texte, Miniaturen nicht nur uber den Alltag in einer Stadt, auf die Bomben fallen, sondern auch Traume, Phantasien, Texte zu Musik und Literatur, Erinnerungen an gestorbene Freunde und Weggefahrten. 57 Miniaturen sind in diesem Buch versammelt, die meisten hat Niroz Malek zuerst auf Facebook veroffentlicht, bis heute schreibt er dort in unregelmaßigen Abstanden sehr kurze Texte. An eine Publikation in Syrien war und ist nicht zu denken. Niroz Malek ist alles andere als ein Reporter des Schreckens, er ist der Intellektuelle, der Schriftsteller, dessen Welt Jahrhunderte an Kultur umfaßt. In dieser Welt lebt er, mit seinen Buchern, Bildern und Schallplatten, und diese Welt kann und will er nicht verlassen. Er streift durch Aleppo, durch die Trummer und Ruinen, umgeht Straßensperren, versucht vergeblich, einen Soldaten daran zu hindern, einen Jungen mit Down-Syndrom zu erschießen, bloß weil das Kind nicht erfaßt, daß es stehenbleiben soll. Er liest die Namen der Getoteten an den Hauswanden, wahrend er in sein Stammcafé geht, um seinem Alltag einen Anschein von Normalitat zu geben. Und er schreibt, weil ihn das am Leben halt. Neben all dem geschilderten Elend ist dieses Buch gleichzeitig auch ein Zeugnis fur die Kraft der Kultur, die hilft, auch in der schlimmsten Barbarei die menschliche Wurde zu bewahren.
Niroz Malek wurde 1946 in Aleppo geboren. Er hat bislang acht Bande Erzahlungen und sechs Romane veroffentlicht. »Der Spazierganger von Aleppo« erschien zuerst auf Franzosisch bei Le serpent à plumes. Das Buch wurde mit dem Prix Lorientales 2016 ausgezeichnet und inzwischen auch ins Schwedische ubersetzt. Die Übersetzerin, Larissa Bender, ist u.a. Herausgeberin des Bandes »Innenansichten aus Syrien«. Sie lebt und arbeitet in Koln.