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Die Geschichte, die ich erzählen will, ereignete sich in jener im Großen und Ganzen glücklichen Zeit, da sich die Planeten um die Sonne drehten ohne zu fragen warum, und die Sonne ganz gedankenlos, ohne sich nach einem Spiegel zu sehnen, ihre leuchtenden Strahlenbündel von sich schleuderte. Die Epoche, wo das Weltall begann, über sich selbst und seine Bestimmung zu philosophieren, war noch nicht angebrochen, der Weltschmerz in des Wortes eigentlicher Bedeutung, das wehvolle Stöhnen des großen Kosmos, das seiner Auflösung ins absolute Nichts vorherging, war noch nicht eingetreten. Jedoch war das Allgemeinbefinden der einzelnen Weltkörper schon wesentlich differenziert, und auf einem derselben, auf der Erde, zeigten sich für den feinen Beobachter bedrohliche Symptome. Das ganze Erdenrund war allmählich von einem grünlichen Schimmel überzogen worden, der sich bemühte, zugleich ein Spiegel und eine schlechte Kopie des Weltungeheuers zu sein. Jeder auch der kleinste Teil dieses gewaltigen Riesen ging gedankenlos seine eigenen Wege und kümmerte sich nicht im mindesten um andere. In dieser überlegungslosen Selbständigkeit bestand das Weltglück. Auf dieser schimmligen Erdrinde aber entstanden kümmerliche Wesen, die für sich nichts waren und sich darum an einander anlehnen und einander befehden mußten und es erwuchsen allmählich Arten statt Individuen, Gesellschaften statt Personen. Ein krankhafter Keim steckte in jedem kleinsten Teilchen dieser Erdoberfläche, es war das Bewußtsein oder doch die Anlage dazu. Welche Art am meisten von diesem Gift in sich trug, die errang die Herrschaft über die übrigen, die war aber auch zugleich am nächsten dem Zustand der Selbstvernichtung, der aus dem Selbstbewußtsein hervorging auf dem Wege über die Selbstverachtung und den Selbstschmerz. Diese Rolle war schon seit geraumer Zeit dem Geschlechte der Menschen zugefallen. Es ist die Aufgabe der Geschichte dieser merkwürdigen Tiergattung, zu zeigen, wie gerade sie besonders dazu befähigt war und auf welchem Wege sie sich dem angegebenen Ziele näherte. Ich darf das wohl als bekannt voraussehen und bitte sich rasch an diese ganze Entwickelungsgeschichte des Menschengeschlechtes rückzuerinnern bis zu dem Punkte, wo das Bewußtsein schon den Grad erreicht und überschritten hatte, wo der Selbstekel und der Selbstschmerz, den der Mensch in Überhebung vielleicht, vielleicht aber auch in zukunftsbanger Ahnung eine Zeit lang Weltschmerz nannte, begann. Die langsame Entwicklung und das stetig sich verändernde Fortschreiten und Umsichgreifen dieses Eigenwehs dauerte, oft unterbrochen und scheinbar verschwunden, schon mehrere Jahrhunderte an, das Christentum und dann die Reformation und dann der Rationalismus und die Revolution waren gewaltige Heilversuche, die aber notwendig fehlschlugen. Dann kam eine kurze Periode dumpfer Resignation und verzweiflungsvollen Schmerzes, die Zeit des Romantismus, ironische und zerrissene, aber durchweg halbe Männer waren die führenden Geister, und in zweiter und dritter Reihe tauchten auf die feinsinnigen, frauenhaften Gestalten, mit der melancholischen Ruhe und den zarten aristokratischen durchgeistigten Händen, schmiegsame Leute ohne Rückgrat, deren Wille gebrochen war.

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Generi Romanzi e Letterature » Romanzi contemporanei , Storia e Biografie » Storia: opere generali » Storia: specifici argomenti , Salute Benessere Self Help » Mente, corpo, spirito

Editore Library Of Alexandria

Formato Ebook con Adobe DRM

Pubblicato 14/02/2022

Lingua Tedesco

EAN-13 9781465673732

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Der Todesprediger
 

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