'Der Traum ist die Sprache des universalen Menschen' - diese zentrale These des Frommschen Humanismus wird in diesem kleinen Beitrag, der aus einem Rundfunkvortrag hervorging, zusammenfassend illustriert. Im Vergleich mit seinem zwanzig Jahre fruher entstandenen Buch 'Marchen, Mythen, Traume' fallt bei diesem aus dem Stegreif gesprochenen Vortrag des zweiundsiebzigjahrigen Fromm auf, wie sehr er den Traum als Ausdruck der Kreativitat des Menschen sieht. Auch sind Traume fur Fromm nicht nur eine Artikulation des universalen Menschen, sondern auch das Sprachorgan des von aller gesellschaftlichen Entfremdung freien Unbewussten.
Erich Fromm, Psychoanalytiker, Sozialpsychologe und Autor zahlreicher aufsehenerregender Werke, wurde 1900 in Frankfurt am Main geboren. Der promovierte Soziologe und praktizierende Psychoanalytiker widmete sich zeitlebens der Frage, was Menschen ahnlich denken, fuhlen und handeln lasst. Er verband soziologisches und psychologisches Denken. Anfang der Dreißiger Jahre war er mit seinen Theorien zum autoritaren Charakter der wichtigste Ideengeber der sogenannten 'Frankfurter Schule' um Max Horkheimer. 1934 emigrierte Fromm in die USA. Dort hatte er verschiedene Professuren inne und wurde 1941 mit seinem Buch 'Die Furcht vor der Freiheit' weltbekannt. Von 1950 bis 1973 lebte und lehrte er in Mexiko, von wo aus er nicht nur das Buch 'Die Kunst des Liebens' schrieb, sondern auch das Buch 'Wege aus einer kranken Gesellschaft'. Immer starker nahm der humanistische Denker Fromm auf die Politik der Vereinigten Staaten Einfluss und engagierte sich in der Friedensbewegung. Die letzten sieben Jahre seines Lebens verbrachte er in Locarno in der Schweiz. Dort entstand das Buch 'Haben oder Sein'. In ihm resumierte Fromm seine Erkenntnisse uber die seelischen Grundlagen einer neuen Gesellschaft. Am 18. Marz 1980 ist Fromm in Locarno gestorben.