Die Menschen im Abendland sind besonders stolz auf ihre in Jahrhunderten erzielten kulturellen Errungenschaften, sie bezeichnen sich als aufgeklart und seit 200 Jahren als Wesen, die ihre Taten nach dem Gesichtspunkt der Vernunftigkeit und Gerechtigkeit gestalten. Eine Reihe von Schlagworten wie Demokratie, Freiheit usw. kennzeichnen insbesondere die Politik, aber bei nuchterner sachlicher Kritik stellt sich so manches als bloße Fassade heraus, Entscheidungen werden anscheinend nach Gefuhl und jeweils gunstiger Interessenslage gefallt. Die wunschenswerte Selbstkontrolle versagt so manches Mal, weil die von einzelnen Individuen erreichte personliche Macht den Blick fur objektive Betrachtung und Achtung vor Andersdenkenden verstellt. Die Erfahrung lehrt uns, dass die Menschen unterschiedlich denken, entscheiden und handeln und dass darunter solche sind, die nicht von Vernunft geleitet zu sein scheinen und der Gesellschaft schaden. Zu den Ursachen dafur gehort offensichtlich, dass zu wenig nachgedacht wird, aber warum? Liegt es etwa an der Veranlagung oder daran, dass die Fahigkeiten einzelner erschopft sind, oder an der Erziehung, am Einfluss von außen, den Informationen, denen sie ausgesetzt sind und denen sie glauben und die womoglich ihre Ängste schuren? Ihre Widerstandskraft, die aus Selbstbewußtsein und Selbstbestimmung gespeist werden, sind begrenzt, wie so manche historische Ereignisse in Deutschland offenbaren. Der Mensch ist gerade das Wesen in der Natur, das durch seine Denkfahigkeiten, seine Intelligenz befahigt ist, in Richtung auf stetige Besserung, auf Fortschritt vorzugehen, auftauchende Probleme vernunftig zu losen, aber er kann auch im gegenteiligen Sinne sein Leben verbringen und damit so manche Katastrophe erzeugen oder einen Untergang provozieren. In unserer Bildung kommt das Lernen von kritischem Denken nicht vor, ein Denken mit Verantwortung und uberlegender Vernunftigkeit ist ein Stiefkind der Menschheit. Das muss anders werden.