Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Germanistik - Linguistik, Note: 2,0, Technische Universitat Dresden (Institut fur Germanistik/Sprachwissenschaft), Veranstaltung: Hauptseminar: 'Deutsche Sprachinseln in Geschichte und Gegenwart', Sprache: Deutsch, Abstract: Deutsch ist in Europa die 'kontaktfreudigste' Sprache, besitzt sie doch, wie keine andere ein derartig vielfaltiges Minderheitenbild. Wurden die deutschsprachigen Minderheiten noch in der Nachkriegszeit diskriminiert1, so hat sich das Blatt zum heutigen Tage hin geandert. In den 70er und 80er Jahren erwachte ein neues Interesse an den fast schon untergegangenen Mundarten, an ihren regional variierenden Traditionen und Lebensverhaltnissen. Trotzdem die deutschen Minoritaten standig gegenuber der sie uberdachenden Kultur und Sprache unterlegen waren, entwickelte sich in ihren Gebieten dennoch eine regionale Eigenstandigkeit und ein großes Selbstbewusstsein. Durch neue außersprachliche Faktoren (politische sowie rechtliche) verbesserten sich die Bedingungen zum Überleben der jeweiligen Dialekte der deutschen Sprachinseln in Europa (Vgl. Hinderling 1986, 251). Eine in Europa herausragende Minderheitenpolitik ist seit den letzten beiden Jahrzehnten in Ungarn zu betrachten, sicherlich basierend auf den negativen Erfahrungen der ungarischen Minoritaten in den angrenzenden Landern (Vgl. Hinderling 1986, 260). Die Volksgruppe der Ungarndeutschen, auch mit Deutschungarn oder Donauschwaben2 betitelt, ist - neben den in geringem Maße sesshaften Sinti und Roma - die großte Minderheitengruppe im Magyarenstaat (Vgl. Born 1989, 229). Jedoch taten sich die Ungarndeutschen im Laufe ihrer Siedlungszeit schwer ein starkeres Gruppenbewusstsein zu entwickeln. [...] 1 In Robert Hinderlings Abhandlung uber die europaischen Sprachminderheiten im Vergleich, scheint, obwohl vielfach verwendet, eine deutliche Abneigung gegenuber des Begriffes 'Minderheit' durch. Hinderling sieht das Wort selbst schon als Diskriminierung an (siehe: Hinderling 1986, 251). Der Begriff der Minderheit soll in meiner nun folgenden naheren Betrachtung der deutschsprachigen Volksgruppen in Ungarn ganz und gar nicht negativ konnotiert sein, stellt er doch im Eigentlichen nur die zahlenmaßige Unterlegenheit gegenuber der uberdachenden Gesellschaft dar. 2 Der Begriff der 'Donauschwaben' umfasst im heutigen Sprachgebrauch die gesamte ungarndeutsche Bevolkerung, wobei im fruheren, eigentlichen Sinn nur die deutschen Siedler in der Schwabischen Turkei (im sudwestlichen Ungarn) gemeint waren.